Schatzsucher - Innenansichten einer Spezies

Der Schatzsucher

Die Schatzgräber (Detail) Ausschnitt des Bildes "Schatzgräber" von Johann Oswald Harms. 1673. Kunsthalle Hamburg

Inhaltsverzeichnis


1. Wesen des Schatzsuchers – eine Skizze
2. Privatsucher vs. akademische Welt
3. Fundeigentum – Recht, Moral und Wirklichkeit
3.1. Abgabequote vs. Meldequote
3.2. Weg zu mehr Fundmeldungen
4. Der Schatzsucher im Spiegel seiner Zitate
4.1. Motivation
4.1.1. Finanzielle Erwägungen
4.1.2. Glücklich sein
4.1.3. Tradition
4.1.4. Ruhm
4.2. Risikobereitschaft
4.3. Abgabequote
4.4. Fundortangaben
4.5. Bereitschaft zu Anstrengungen
4.6. Der Sucher - Handlanger, Partner oder Gegner der Wissenschaft?
4.7. Belohnung für Großfunde
4.8. Praxisbeispiel: Finden eines Piratenschatzes mit einem Metalldetektor
5. „Gebrauchsanleitung“ für Sucher
6. Schatzsucherliteratur
7. Kurzportrait Michael Wachtler
8. Probleme nichtstaatlicher Museen
9. Anmerkungen und Quellen

Wesen des Schatzsuchers - eine Skizze

Auf dieser Website geht es oft um formaljuristische Details oder um Reibungszonen zwischen Sondengängern und anderen Interessengruppen. Dies wurde so gemacht, um den nicht immer einfachen Dialog zwischen den beteiligten Gruppen zu erleichtern oder vielleicht sogar erst in Gang zu setzen. Und um fündig gewordenen Sondengängern zu helfen, möglichst gut informiert für sich die Frage zu beantworten, die sich jeder stellte, der jemals einen seltenen Gegenstand fand: „Was soll ich tun? Mund halten? Reden? Fund behalten? Fund weggeben?“

Diese Konzentration auf Detailfragen birgt jedoch die Gefahr, dass der Leser, der gerade erst anfängt sich mit Themen wie Schatzsuche oder Sondengänger zu beschäftigen, einen falschen Eindruck erhält. Dass er vermutet, dass die Suche in der Realität zu einem bedeutenden Teil aus dem Herumärgern mit Behörden, Gesetzen oder Grundeigentümern besteht. Tatsächlich spielen solche Fragen bei der tatsächlichen Suche höchstens eine sekundäre, meist gar keine Rolle. Der Durchschnittssondengänger, der nicht gerade das größte archäologische Heiligtum seines Landkreises umgräbt, kann sie meist ignorieren.

Gesetzliche Regelungen kommen und gehen. Sie gelten häufig schon 50 km weiter nicht mehr bzw. werden von den dortigen Beamten anders interpretiert. Auch Leiter von archäologischen Institutionen kommen, wirken eine zeitlang und treten dann ab. Technologien entwickeln sich fort. Für den Blick auf das, was Bestand hat und wirklich wichtig ist, lenken diese Dinge nur ab. Deshalb soll es in diesem Artikel um die große Konstante gehen, mit der Suchen beginnen und enden, stehen und fallen: Er beschreibt das Wesen des Schatzsuchers.

Sondengänger sind eine Spezialform des Suchers. Alles nachfolgend Gesagte gilt also auch für sie. Detaillierter wird auf sie im Artikel „Sondengänger als Interessengruppe“ eingegangen und teilweise auch im nachfolgenden Text. Grundsätzlich jedoch ist es für die Beschreibung des Wesens des Suchers unerheblich, wonach er sucht. Ob es archäologische Artefakte sind oder Fossilien, Edelsteine oder Meteoriten. Sucher können Privatleute oder Amtspersonen oder für Unternehmen tätig sein. Ob Privatsucher oder moderner Archäologe oder Leiter einer der großen Seebergegesellschaften, die heute mit immensem Finanzaufwand und High-Tech nach versunkenen Schiffen mit reicher Ladung suchen: So sehr sich die Motive auf den ersten Blick unterscheiden mögen, der Urgrund aller dieser Aktivitäten ist stets derselbe: brennende Neugier, die Freude am Entdecken, die Erregung der Jagd. Dies ist die primäre Motivation des Suchers.

Der Wunsch zur Suche ist so tief im Menschen verankert, dass es sich um eine aus Urzeiten stammende genetische Programmierung handeln muss. Oft bleibt er latent, manchmal bricht er sich Bahn. Einige suchen nur halbherzig und geben es wieder auf. Richtige Sucher betreiben es aus dem Kern ihrer Existenz heraus. Sie bedauern die Sucher, die wieder aufgaben und sind der Meinung, dass diese es nur deswegen taten, weil sie die Suche nicht richtig kosten konnten.

Im Gegensatz zu den meisten Leidenschaften wird die zur Suche mit zunehmendem Alter oft immer stärker. Hardcoresucher suchen weiter, bis sie es physisch nicht mehr können. Dann genießen sie ihre Sucherinnerungen, auch mit Hilfe ihrer Sammlung, ihrer Veröffentlichungen oder in Form eines Suchtagebuchs. Vollblutsucher, die keine Aufzeichnungen anfertigen, bedauern dies am Ende ihres Lebens häufig.

Hardcorsesucher sind fast immer männlich. Zum großen Leidwesen der Sucher, für die die Wahrscheinlichkeit eine wesensverwandte - also ebenso fanatisch suchende - Partnerin zu finden unter der für einen Spitzenfund liegt. Unter den gut dokumentierten Kristallsuchern sind weibliche Intensivsucher so selten, dass sie in der Fachliteratur sogar namentlich erwähnt werden. Unter den Sondengängern ist dem Autor keine einzige Intensivsucherin bekannt. Für eine Gelegenheitssuche hingegen lassen sich viele Frauen begeistern.
Für Partnerschaften ist die Suchtätigkeit des Mannes oft eine große Belastung, weil sie einen sehr großen Teil seiner (Frei-)zeit absorbiert. Die Schatzsuche ist ein potentieller Ehekiller.

Beim Sucher in Reinform kann sich der Drang zu suchen bis zur Besessenheit steigern. Er lässt alle Ratio außer Acht, achtet weder Gesetze – zumindest nicht die seiner Ansicht nach albernen, die keine moralische Grundlage haben und die Suche nur unnötig behindern- noch die eigene Sicherheit und muss oft genug hohe oder höchste persönliche Preise zahlen. Dabei erträgt er große Härten und erbringt physische und mentale Leistungen, die am äußersten Rand des Menschenmöglichen und darüber hinaus liegen. Bei allem genießt er die Freiheit von äußeren Zwängen, die er rigoros ablehnt, und empfindet bei Spitzenfunden ein Glücksgefühl in sonst unbekannter Intensität. Für den Sucher in Reinform, und viele unter den erfolgreichsten Suchern kommen dem sehr nahe, wird die Suche gerade aufgrund dieses Glücksgefühls zur Sucht. Finanzielle Ergebnisse oder Ruhm spielen bei Spitzenfunden auch eine Rolle, teilweise sogar eine große, insbesondere und notgedrungen bei den Berufssuchern. Dennoch bleiben sie letztendlich sekundäre Faktoren. Die primären Motive liegen im Emotionalen.

Damit ist dieser Menschentypus skizziert. Die angesprochenen Eigenschaften werden im großen Rest des Artikels durch Fakten und, insbesondere, Zitate von Suchern verdeutlicht und belegt. Dabei beschränkt sich der Autor nicht auf die Suche der Sondergänger nach Artefakten, sondern nennt auch Beispiele aus anderen Arten der Schatzsuche.

Insbesondere wird auf Beispiele aus der Art der Suche eingegangen, die in Mitteleuropa die längste Tradition hat und – im Gegensatz zur Sondengeherei, die noch in ihrer Pionierzeit ist - auch in mehreren TV Dokusendungen und zahlreichen Fachbüchern gezeigt und beschrieben wurde. Gemeint ist die Kristallsuche, z.B. nach Bergkristall, in den Alpen. Diese Sucher nennen sich selber nach den sich in den Kristallen brechenden Sonnenstrahlen „Strahler“.[1].

Diese suchartübergreifende Betrachtungsweise wurde aus mehreren Gründen gewählt:

Privatsucher vs. akademische Welt

Betrachtet man quer über alle Zeiten, Länder und Fundgattungen (Mineralien, Meteoriten, Artefakte) das Verhältnis zwischen Privatsuchern und der akademischen Welt, so zeigen sich zahlreiche Parallelen.

1. Privatsucher machen weitaus mehr und bessere Funde.
Verglichen mit der immensen Anzahl Suchstunden, die von Privatleuten Jahr für Jahr geleistet werden, sind die Suchanstrengungen der Mitarbeiter staatlicher, wissenschaftlicher Institutionen praktisch vernachlässigbar.

Der weitaus größte Teil der spektakulären Einzelfunde dieser Welt wurde durch Privatinitiative geborgen. Das betrifft sowohl Artefakte als auch gefundene Kristalle, Meteoriten sowie geborgene Schatzschiffe. Privatinitiative, wohin man sieht. [52] Für staatliche Stellen ist die Suche zu teuer, zu langwierig, finanziell und physisch zu riskant, zu ineffizient.

2. Die akademische Welt steht Privatsuchern distanziert gegenüber. Sie sieht sie als unzuverlässig, in der Archäologie sogar primär als Schädlinge an. Dennoch braucht sie ihre Fundergebnisse, um etwas in den Museen ausstellen oder wissenschaftlich untersuchen zu können. Wenn sie versucht, die Suche mit gesetzlichen Regelungen zu unterbinden, so bringt sie sich selber um die wichtigste Fundquelle und die Sucher tauchen in den Untergrund ab. Darin liegt ein Dilemma, auf das staatliche Stellen unterschiedlich reagieren. Außerhalb der Archäologie obsiegt meist der Pragmatismus. Man arrangiert sich mit den Privatsuchern.

Die Artefaktsuche, also die Suche nach historischen Bodenfunden durch z.B. Sondengänger, bildet einen Extremfall in der Welt der Suche. Bei der Suche nach Antiquitäten ist der Widerstand staatlicher Stellen gegen die Privatsuche größer als bei allen anderen Fundgattungen. Woran liegt das? Was unterscheidet die Artefaktsuche von anderen Arten der Suche? Gibt es objektiv vorhandenen Unterschiede?

Finden private Artefaktsucher weniger hochwertige Funde als die Sucher nach anderen Fundgattungen? Nein. Die meisten Spitzenfunde in den Museen wurden auch in der Archäologie durch Privatleute gemacht oder auf ihre Hinweise hin. Siehe "Entdeckungen durch Privatleute", oder, mit zahlreichen Fundbildern, "Funde englischer Sondengänger". Ein aktueller (3/08) deutscher Hortfund aus der Bronzezeit ist der Hort von Kirchseeon.

Sind Artefakte seltener und somit schützenswerter als andere Fundgattungen? Auch nicht. Im bodenschatzarmen, aber stets dicht besiedelten Deutschland sind Artefakte weitaus häufiger als wertvolle Mineralien, siehe "Bodendenkmäler". Und überall sind Artefakte weitaus häufiger als Meteoriten.

Ist die Suche nach Artefakten für den Sucher und, insbesondere, Unbeteiligte besonders gefährlich? Das hängt von der Art der Suche ab. Die Suche mit dem Metalldetektor jedoch ist die ungefährlichste Art der Suche, die es überhaupt gibt. Es gibt weltweit keinen einzigen dokumentierten Todesfall, der direkt auf sie zurückzuführen ist. Im Gegenteil, Sondengänger finden Weltkriegsmunition und helfen so, ihre Umwelt ungefährlicher zu machen.

Mineraliensucher hingegen werden jedes Jahr in den Bergen verschüttet oder stürzen ab. Bei Sprengungen werden die darunter liegenden Areale durch herabfallendes Gestein kurzfristig zu wahren Todeszonen. Sucher nach Naturgold in Afrika und Südamerika werden von umstürzenden Bäumen erschlagen, ertrinken, vergiften sich und das Grundwasser durch Quecksilber und Cyanide oder ziehen sich beim Stehen an der Dredge in tropischen Flüssen Infektionskrankheiten wie Amöbenruhr zu. Verglichen mit anderen Arten der Suche ist das Sondengehen so gefährlich wie Briefmarken sammeln.

Ist die Artefaktsuche besonders umweltschädlich? Nicht im geringsten, die Sondengeherei erst recht nicht. 30 cm Löcher werden gegraben und wieder aufgefüllt. Chemische Substanzen werden nicht eingesetzt.

Warum also diesen ungewöhnlich starken Widerstand gegen die Artefaktsuche, vor allem die Sondengeherei in Deutschland? Warum laufen die Geologen nicht dagegen Sturm, dass Privatleute, teils unter Einsatz von Sprengstoff, nach Mineralien suchen und die Funde verkaufen, während die Suche nach und der Verkauf von Artefakten von Archäologen abgelehnt und gesetzlich eingeschränkt wird? Und warum ist es aus der Sicht der Amtsarchäologie weitaus schlimmer, wenn Artefakte mit der Metallsonde geborgen werden als wenn sie, wie seit Jahrhunderten üblich, visuell gesucht, gesammelt und gehandelt werden?

Objektiv lässt sich das kaum begründen.

Ein Teil der Antwort heißt schlicht: Tradition. Traditionelle Aktivitäten kann man schlecht verbieten, Neues schon besser. Und die (wirtschaftlich relevante) Suche nach Mineralien hat eine wesentlich längere und gesellschaftlich relevantere Tradition als die Suche nach Artefakten, zumindest in den westlichen Industrieländern, wo die Artefaktsuche wirtschaftlich unbedeutend ist. Insbesondere die Sondengeherei ist ein zu junges Phänomen um unter dem Schutz der Tradition, sozusagen Denkmalschutz, zu stehen. Im Gegensatz zu allen anderen Sucharten entstand sie erst in den 1970er Jahren. Sie kam somit als einzige Suchart erst nach dem Etablieren der akademischen Institutionen im 18., 19. und frühen 20. Jhd. auf. Mit dem Aufkommen der Metallsonde erwuchsen den deutschen Archäologen, zum ersten Mal in Ihrer Geschichte, Konkurrenten, gegen die sie sich mit allen Mitteln wehren. Und ebenfalls zum ersten Mal entstand mit den Sondengängern eine gesellschaftliche Gruppe, die die Archäologen fragen, auf welchem moralischen Recht ihre zahlreichen Privilegien, z.B. das Schatzregal, eigentlich basieren. Das bringt uns zu einem wichtigen Punkt.

Ein weiterer Teil der Antwort liegt in den ungewöhnlichen Ansprüchen der Archäologie, die weitaus umfangreicher sind als die anderer Wissenschaften. Das ist historisch bedingt. Darauf wird detailliert im Artikel "Weltweite historische Entwicklung der Archäologie" eingegangen. Die Archäologie fordert aufgrund ihrer geschichtlichen und kulturellen Bedeutung Sonderrechte, schränkt die Bevölkerung besonders ein und gerät damit weitaus stärker als andere Wissenschaften in einen Permanentkonflikt mit ihr. Es gibt z.B. monopolartige Eigentumsrechte an entsprechenden Funden, Einschränkung des Exports und des Handels. Von allen Wissenschaften stellt die Archäologie die übertriebensten Forderungen an die Privatsucher. In letzter Konsequenz profitiert sie daher am wenigsten von allen Wissenschaften von privat gemachten Funden.

Warum sehen archäologische Stellen weitaus häufiger und intensiver als andere akademische Disziplinen Funde automatisch als ihr Eigentum an? Als etwas "Heiliges", das nicht in Privatbesitz sein sollte? Das nicht mit so etwas Schmutzigem wie Geld in Verbindung gebracht werden darf? Mit dem nur böse Menschen handeln? Obwohl die Archäologen genau wissen, dass das der Lebensrealität widerspricht, und zwar seit Menschen sammeln, also zumindest seit der Antike? Woran liegt das?

Gewiss, Artefakte haben, im Gegensatz zu Mineralien, eine große kulturelle und geschichtliche Bedeutung. Aber rechtfertigt das die Einschränkung der Eigentumsrechte des Finders in der in Deutschland üblichen Form, also zu 50% in Ländern ohne Schatzregal und sogar zu 100% in Ländern mit Schatzregal? Es ist leicht nachvollziehbar, wenn z.B. der moderne ägyptische Staat die Eigentumsrechte an Objekten beansprucht, die ehemals im Besitz eines Pharaos waren. Er ist schließlich Rechtsnachfolger aller Pharaos. Fast alle in Deutschland gemachten archäologischen Funde waren jedoch einst Eigentum von Privatpersonen, deren Erben nicht mehr feststellbar sind. Mit welchem moralischen Recht beansprucht der Staat etwas für sich, was ihm nie gehörte, wie es in den Schatzregalländern der Fall ist?

Eine Folge der eigentumsrechtlichen Lage ist, dass archäologische Funde üblicherweise von ihrem Finder nicht gemeldet werden. Dieser sieht sich als der neue Eigentümer eines vor dem Fund herrenlosen Gutes. Auch der 50% Anspruch des Grundeigentümers in den Bundesländern ohne Schatzregal leuchtet ihm folglich nicht ein. Alles dies hat zur Folge, dass die Archäologie von dem immensen Entdeckungspotenzial der Privatsucher wesentlich weniger profitiert als andere akademische Bereiche.

Soviel zum besonders gespannten Verhältnis zwischen Privatsuchern und der Archäologie. Zu ihrem Verhältnis zur Geologie siehe auch Zitate zum Verhältnis zwischen Privatsuchern und der akademischen Welt.

Rechtswirklichkeit

Verbote und die Praxis

Fundeigentum Recht, Moral und Wirklichkeit

Über 99% der auf der Welt gefundenen Schätze bewahren die Finder Stillschweigen. Lediglich Suchpartner und etwaige Käufer erfahren davon, nicht jedoch Grundeigentümer oder staatliche Stellen. Die Finder schweigen, weil sie andernfalls befürchten müssen, dass man ihnen den Fund wegnimmt. Gesetzliche Bestimmungen zur Fundmeldung werden meist ignoriert, und zwar ungestraft und von Leuten, die sich sonst sehr wohl an die Gesetze halten. Dieses Kapitel erklärt warum das so ist, und wie man diesen Zustand, der für den archäologischen Erkenntnisfortschritt sehr negativ ist, ändern könnte.

Am Anfang der Handlungskette - Amtsarchäologen werden später gerne von Täterkette reden - steht stets der Sucher, der gerade etwas Tolles findet. Irgendwo in der Einsamkeit einer Karibikinsel, der Weltmeere, der russischen Steppe oder eines bayerischen Waldes holt er einen ganz besonderen Fund an das Licht.

Zu diesem Zeitpunkt weiß nur er davon. Jetzt hat er de facto absolute, diktatorische Handlungsfreiheit. Er kann machen was er will, unabhängig von der Rechtslage. Er kann den Fund verkaufen; er kann ihn auch rosa anmalen, bei sich zu Hause an die Wand nageln und sich bis an sein Lebensende daran erfreuen. Grundeigentümer, Archäologen, Rechtsanwälte und Richter wissen nichts davon und somit ist es in der Praxis zunächst irrelevant, was sie davon halten würden.

Es ist für das Verständnis dieser Abläufe von größter Bedeutung, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Suche ein Bereich menschlicher Aktivitäten ist, der sich kaum oder gar nicht gesetzlich reglementieren lässt. Man kann die Gesetze zwar erlassen, ihre Einhaltung in der Praxis aber nicht kontrollieren und Verstöße nicht ahnden. Dies liegt in der Natur der Suche, u.a. weil sie oft an abgelegenen Orten stattfindet. Faktisch sind die Sucher zu stark um sie juristisch kontrollieren zu können. Dies ist gerade für Beamte oft nur sehr schwer oder gar nicht zu begreifen. Folglich kämpfen sie oft gegen Sucher wie Don Quichote gegen Windmühlen. Die Schatzsuche an sich ist übrigens in keinem Land verboten.

Zurück zum gerade gemachten Fund. Wem sollte er, moralisch gesehen, gehören? Natürlich können alle Interessengruppen Gründe benennen, warum der Fund ihnen gehören sollte. Neben dem Finder also auch Grundeigentümer, Denkmalschutzbehörden, Archäologen oder der Jogger, der zuletzt am Fundort vorbeilief. Bei materiell wirklich wertvollen Funden ist es übrigens geradezu erstaunlich, wer alles Ansprüche anmeldet und warum. [2]

Da jedoch im Moment nur der Finder vom Fund weiß, ist seine Meinung entscheidend. Der vertritt die Auffassung, dass der Fund ihm gehören sollte. Das tun alle, aber er hat auch Argumente: Der gefundene Schatz ist ein herrenloses Gut. Der letzte Besitzer ist seit hunderten von Jahren tot, er und seine Erben können unmöglich festgestellt werden. Der Finder – und nur er – hat sich den Mühen und Anstrengungen unterworfen ihn aufzuspüren. Nur derjenige sollte ein Anrecht auf den Fund haben, der auch einen Beitrag zu seiner Bergung geleistet hat. In seltenen Fällen können das auch Tippgeber oder Logistikunterstützer sein, aber meist ist es nur der Sucher. Nach dem Leistungsprinzip sollte er entsprechend belohnt werden, also 100% des Eigentums erhalten. In den Ohren der meisten Menschen wird das vernünftiger klingen als die Begründung anderer Anspruchsteller.

Der Schatzsucher weiß aber auch, dass die Rechtslage fast immer anders ist. De jure darf ein Finder seinen Fund so gut wie nie vollständig behalten. [3]

Sobald der Finder redet, verschlechtert sich seine Position dramatisch. Nun kommt die Rechtslage ins Spiel. Diese wird praxisrelevant, sobald der Finder die Informationen preisgibt, die die juristische Welt braucht um arbeiten zu können, insbesondere, wer wo wann was gefunden hat. Der Sucher verliert seine einzigartige Machtposition. Moralische Erwägungen spielen dann keine Rolle mehr, nur noch juristische. Er weiß also, dass andere versuchen werden, sich den Fund, der nach seinem Moralverständnis ihm gehört, gänzlich oder teilweise anzueignen. Für ihn bedeutet dies, dass andere ernten wollen, wo sie nicht gesät haben. Er hat die unangenehme Arbeit erledigt und sobald die Früchte dieser Arbeit zutage treten, wollen andere hinzuspringen und den Rahm abschöpfen. Und er weiß auch, dass sie dies mit Hilfe der Justiz auch werden durchsetzen können, wenn er redet. Also schweigt er meist, auch wenn er sonst ein gesetzestreuer Bürger ist, und kommt damit fast immer durch. Dies tut er ohne Unrechtsbewusstsein, sondern eher im Gefühl der gerechten Notwehr gegen die ungerechte Obrigkeit. Dieser Ablauf ist so alt wie die Schatzsuche, und er lässt sich in fast allen Ländern und zu allen Zeiten beobachten. Er ist nicht sondengängerspezifisch.

Warum die meisten Länder trotzdem praxisuntaugliche Schatzgesetze haben, die den Sucher durch hohe Abgabeforderungen quasi zur Nichtmeldung veranlassen, ist eine komplexe Frage. Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle, z.B. dass kein Gesetzgeber gerne zugibt, dass auch ihm Grenzen in der Steuerung menschlichen Verhaltens gesetzt sind. Der wichtigste Grund ist aber wohl der, dass die Schatzsuche in Mitteleuropa immer nur von einer verschwindenden Minderheit betrieben wurde, deren Aktivitäten für die Gesellschaft so unwichtig waren und sind, dass die Praxisuntauglichkeit der diesbezüglichen Gesetze nicht weiter auffiel bzw. als hinnehmbar angesehen wurde.

Bezüglich der Artefaktsucher und Sondengänger gestattete man außerdem den Archäologen in vielen Staaten und deutschen Bundesländern einen übergroßen Einfluss auf die Gesetzestexte zu nehmen [4]. Da diese Personengruppe von geradezu sprichwörtlicher Weltfremdheit ist, sind es auch die von ihr mitgestalteten Gesetze. Sie zeugen mehr von archäologischer Kompetenz als von Lebensklugheit und werden folglich praktisch überall auf der Welt, mal mehr, mal weniger, ignoriert. Als rechtshistorische Parallele bietet sich die Geschichte der Prohibition an. Im Bereich archäologischer Artefakte sind die Gesetze meist weitaus strenger als bei mineralischen Bodenschätzen, die Meldequote folglich noch geringer.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist, dass die Amtsarchäologen zwar eine hohe Meldequote wünschen, aber vor allem wenige Sucher und geringe Betreuungsaufwände. Diese Ziele widersprechen sich. Siehe dazu den Abschnitt „Wie kann man die Meldequote erhöhen?“.

Betrachten wir nach all dieser Theorie einige Regelungen aus verschiedenen Epochen und Regionen.





Abgabequote vs. Meldequote

Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen der Verlust- oder Abgabequote, zu der ein Sucher formaljuristisch verpflichtet ist, und der Meldequote.
Beispiel: Wenn ein Sucher z.B. 75% seiner Funde behalten darf, so beträgt die Abgabequote 25%. Wenn nur jeder 20. Fund gemeldet wird, so beträgt die Meldequote 5%.

Die Meldequote wurde vom Autor zwangsläufig geschätzt, basierend auf seiner intensiven, knapp 10jährigen Beschäftigung mit der Welt der Schatzsuche in Theorie und Praxis. Sichere Zahlen werden sich hier nie angeben lassen, denn dazu müsste man ja genau wissen, wie viel verheimlicht wird, was ein Widerspruch in sich ist. Diesbezügliche Angaben der Denkmalschutzbehörden haben übrigens, wie alle statistischen Aussagen dieser Personengruppe zu Sucherfragen, nur Propagandawert.

Die angegebene Meldequote mag zunächst niedrig erscheinen. Sie versteht sich unter folgenden Bedingungen, die in der Praxis oft gegeben sind:



Abgabequoten in der Geschichte der Suche

Epoche  Region, Sucher, Objekte  Gesetzliche Abgabequote  Abgabe an wen?  Meldequote (geschätzt)  Kommentar 
16,-19. Jhd.  Spanisches Kolonialreich in Mittel- und Südamerika. Edelmetall.  20%  König von Spanien  Massiver Schmuggel, durch Historiker nachgewiesen. 80% ?  Keine Schatzsuche im üblichen Sinne, sondern Ausplündern von Ureinwohnern. Hohe Schmuggelrate trotz Todesstrafe.  
Spätes 19. Jhd.  Schliemanns Grabung in Troja, Türkei  100%  Staat  <1 % ?  Schliemann schmuggelte seine Funde nach Deutschland, wo sie noch heute in Berlin zu sehen sind. Auch heutige Museen und Auktionshäuser sind von 'nichtoffiziellen' Quellen abhängig.  
19. Jhd..  Kanton Uri, Strahler, Tiefengletscher  100%  Kanton  < 1%  Siehe Anmerkung zum Stahlerfund auf dem Tiefengletscher
heute  Kanton Uri, Strahler, Korporationsgrund  10% zzgl. kostenpfl. Sucherlaubnis [50]  Korporation  90%   
Heute   Natives Schweizer Gold, Privatsucher  Vermutlich 0%    2-3%  Siehe Goldmeldung  
Heute  Bermudas, Schatztaucher  Bis 2001 100%, danach 50% [6]  Staat?  Schiffswracks [28]. Versuch seit 2001 mit Schatzsuchern zu kooperieren.  
Heute  Seebergung in internationalen Gewässern [28], Suche nach spanischen Edelmetalltransporten (Galeonen), die auf dem Weg von den amerikanischen Kolonien ins Mutterland untergingen.   Zwischen 1980 und 2000 erhöhte die spanische Regierung Ihre Ansprüche an Galeonenfunden von 0% auf 100%. Traditionell gehören Funde in internationalen Gewässern jedoch dem Finder, eventuell Versicherungen  Spanischer Staat  Solche Funde lassen sich nicht lange verheimlichen. Tatsächlich erhält Spanien nur einen geringen Anteil der Funde, wenn überhaupt. 10% ?  Vermutlich wäre Spanien besser gefahren, wenn es nicht 100%, sondern 10-20% gefordert hätte. Leider sind Regierungen in dieser Hinsicht nicht oder nur über Jahrhunderte (Urner Strahlergesetze) lernfähig. Der alte Suchergrundsatz "Wer zu viel will bekommt nichts oder wenig" hat sich hier wieder einmal bewahrheitet. Anmerkung [28] enthält detailiertere Angaben zur Seebergung.  
Heute  Sondengänger in England  Bis 1996 100%, danach 50%  Bis 1996 an Staat gegen eine optionale Entschädigung, danach an Grundeigentümer mit Vorkaufsrecht des Staates   Bis 1996 <1%, danach 20%  Anzahl der Fundmeldungen explodierte geradezu nach 1996. 
Heute  Sondengänger in Rußland  75%  Staat  < 1 %  "Macht niemand" lt. russischem Sucher und Gewährsmann des Autors 
Heute  Sondengänger in Deutschland, Bundesländer mit Schatzregal (alle bis auf Bayern und NRW)   100%  Bundesland  <1%  Meldung praktisch nur von Zufallsfindern, jedoch nicht von Suchprofis 
Heute  Sondengänger in Deutschland, Bundesländer ohne Schatzregal (Bayern, NRW)   50%  Grundeigentümer  20%  Sucher und Grundeigentümer können eine kleinere Abgabequote vereinbaren. Das erhöht die Meldequote dramatisch. 
Mitte der 1960er Jahre  Schatzsucher um Kip Wagner bergen Teile der Ladung der spanischen Schatzflotte von 1715 an der Ostküste Floridas.   25% [51 Staat Florida   Nahezu 100%  Wagners Firma, The Real Eight Company, erhielt exklusive Lizenzen für 8 Wracks. Geschätzer Wert der geborgenen Gegenstände 2-3 Mio. Dollar. Rechtsstreit, als dieser Wert öffentlich bekannt wurde. 

Kommentar

Es fällt auf, dass selbst in Pseudodemokratien wie Russland die Abgabequote niedriger ist als in den deutschen Bundesländern mit Schatzregal. Zukünftige Rechtshistoriker werden das interessant finden und von der deutschen Rechtslage des 20. und 21. Jahrhunderts als von der „Epoche der Fundverheimlichung“ sprechen.

Weiterhin fällt auf, dass auch Heroen der Archäologie wie Herr Schliemann ihre Funde, die heute der Stolz der mitteleuropäischen Museen sind, in illegaler Weise aus dem Ursprungsland herausgeschmuggelt haben. Heute stammen 80-90% der Museumsexponate aus „inoffiziellen Quellen“. An die Heuchelei der archäologischen Institutionen – private Sucher werden offiziell verteufelt und inoffiziell dringend benötigt – haben sich heute alle Beteiligten längst gewöhnt.

Dass die Meldequote umso niedriger liegt, je höher die Abgabequote ist, ist natürlich wenig überraschend. Relevanter ist, dass die Meldequote relativ schnell deutlich einbricht, sobald ein Grenzwert von etwa 10-15% Abgabequote überschritten ist. Würde man parallel dazu den Zusammenhang zwischen der Höhe der Einkommensteuersätze und dem tatsächlich gemeldeten Einkommen untersuchen, so würde letzteres mit steigender Abgabequote weitaus weniger schnell einbrechen. Der entscheidende Unterschied liegt in der höchst unterschiedlichen staatlichen Kontrollierbarkeit der jeweiligen Vorgänge, insbesondere bei nichtkommerziellen Suchern und wohl auch einer anderen moralischen Bewertung. Immerhin hat ein Steuerzahler auch etwas von seinem Staat, ein Finder aber nichts vom Grundeigentümer oder dem Bundesland. Der Schatz hätte auch ohne sie dort gelegen.




Zusammenfasung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Abgabequote umso niedriger ist, je mehr Erfahrung der jeweilige Gesetzgeber mit der Personengruppe der Intensivsucher hat. Nach Auffassung des Autors markiert die 10 prozentige Abgabequote im Kanton Uri etwa das Maximum dessen, was in der Praxis durchsetzbar ist, ohne dass die Fundverheimlichung überproportional ansteigt. Hier hatte der Gesetzgeber Jahrhunderte Zeit um, nach manchem Irrweg, letztendlich Regelungen zu finden, die sucherfreundlich und somit praxistauglich sind. Dass die deutschen Bestimmungen für die Artefaktsuche diese Reife und Praxistauglichkeit jemals erlangen werden, ist derzeit nicht absehbar.

Dennoch, und das soll für hier mitlesende Sondengänger ausdrücklich betont werden, ist die Pionierzeit in der Gesamtwürdigung aller Umstände die beste Zeit für Schatzsucher mit Metalldetektor, denn es ist noch besonders viel zu finden. Die Strahler dagegen müssen immer tiefer schürfen oder an immer unzugänglicheren Stellen suchen um das Fundniveau zu halten. Dieser Vorteil wiegt für Sondengänger in der Praxis weitaus schwerer als einige unausgereifte Gesetze.





Weg zu mehr Fundmeldungen

Der einzige Weg zu mehr Fundmeldungen besteht darin, den meldenden Sucher zu belohnen, indem man ihm gestattet, seine Funde vollständig oder zumindest weitestgehend zu behalten und zusätzlich den Ruhm des Finders zu ernten. Nichtmeldende Sucher zu bestrafen funktioniert in der Praxis nicht, zu keiner Zeit und in keinem einzigen Land. Das hat die Erfahrung immer wieder gezeigt, siehe auch den Absatz über Meldequoten. Das wissen insgeheim auch viele Staatsdiener; auch diejenigen, die die Gesetze machen, und auch die Beamten in archäologischen Fachinstitutionen wie den Denkmalschutzbehörden.

Der Weg ist auch einigen Archäologen bekannt, aber es fehlt am Willen. Die Interessenlage der Kleingruppe der Berufsarchäologen (ca. 500-1000 Personen in Deutschland) entspricht eben nicht der der gesamten Gesellschaft, nämlich einer möglichst hohen Meldequote. Archäologen akzeptieren die geringe Meldequote als das kleinere Übel. Es kommt ihnen vor allem darauf an, dass möglichst wenige Personen suchen und zwar selbst dann, wenn diese wenigen fast nichts melden. Denn wenige Sucher bedeuten wenig Verwaltungs- und Betreuungsaufwand und – nach dem Glauben dieser Archäologen –wenige gestörte Befunde. Man sieht den Privatsucher in der Archäologie primär als Schädling, nicht als möglichen Kooperationspartner. Siehe Abschnitt „Handlanger, Partner oder Gegner der Wissenschaft“.





Der Schatzsucher im Spiegel seiner Zitate

In diesem Artikel geht es nicht alleine nur um Fakten, sondern primär um Menschen und ihre subjektive Wahrnehmung der Dinge. Deshalb sollen die Schatzsucher selber in den nachfolgenden Zitaten in besonders reichem Maße zu Wort kommen. So erhält der Leser einen klareren Eindruck vom Wesen des Schatzsuchers.

Sofern Autoren zitiert werden, so sind diese selber Vollblutsucher und wissen aus eigener Erfahrung, wovon sie reden. Ihre Ausführungen sind den Zitaten gleichgestellt, um den Anmerkungsteil zu entlasten. Das gilt insbesondere für das Autorenpaar Michael Wachtler und Georg Kandutsch.





Motivation

Der Triumph ist vollkommen. Nach tagelanger Arbeit, zermürbt von Kälte und Nässe, hat die Kluft einzigartige Kristalle freigegeben. Das Urmenschliche tritt zutage. Die Faszination und die Begeisterung zwingen dem Körper gewaltige Strapazen ab. Zugleich werden diese durch ein nicht zu beschreibendes Glücksgefühl und eine innere Zufriedenheit entschädigt.“[7]



Sie gehören zu den letzten Abenteurern und haben trotzdem kein Image, keinen Ruhm und keine Unterstützer. Von den Medien vergessen, von den Menschen im Tal sehr oft unverstanden hängen sie sich an das Wissen schöne Augenblicke in freier Natur erleben zu dürfen. Und doch ist es eine unergründliche Faszination, die sie glücklich macht.“ [8]



Noch immer macht sich eine eingefleischte Gemeinschaft auf die Suche nach diesen Schätzen. Von vielen unbemerkt sind sie zu den letzten Abenteurern der Menschheit geworden. Halb Wissenschaftler und Forscher, halb Bergsüchtige, die ihre Grenzen überschreiten wollen. In einer Grauzone haben sie schon seit Jahrhunderten überlebt und haben Großartiges geleistet. Viele Menschen wurden durch ihre Produkte, die Edelsteine, glücklich gemach, Erzgänge wurden von ihnen entdeckt. Sie haben sich in Gegenden vorgearbeitet, die sonst den Menschen verschlossen waren. Und alles taten sie, ohne viel Aufsehen zu erregen. Wir verneigen uns vor den Leistungen dieser stillen Abenteurer, von denen die Bücher nichts berichten. Stillschweigend gingen sie ihrer Freude in freier natur nach. Helden sind sie, alles Helden.“[9]



Wenn einer einmal die Gelegenheit hatte eine Kluft aufzumachen, an der er vielleicht Stunden oder Tage, vielleicht sogar Monate oder Jahre gearbeitet hat, wenn er dann durch ein Loch in einen Hohlraum schaut und die erdfeuchten Kristalle sieht, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl. Das ist das, was einen ermuntert weiterzumachen.“ Strahler Franz von Arx in [11]



Wir haben uns mit viel Idealismus und Pioniergeist durch die größten und bewegendsten Schatzfunde der Alpen durchgeschaufelt. Jahrelang haben wir genauso im Dreck gewühlt. Viele taten uns als Irre ab. Was trieb uns dazu, wegen eines mickrigen Kristalls unser Leben zu riskieren. Wegen einer Versteinerung in die Tiefe zu stürzen? Wir taten es, weil wir es tun mussten. Ein innerer Trieb befahl uns, dieses Leben so zu leben. Es sollte kribbeln in uns, und wir waren die glücklichsten Menschen, wenn es uns gelang, diesen Bergen ihre Naturschätze abzutrotzen.“ [12]




Nachfolgend Aussagen des Schatzjägers H. [29]

Weitere Kapitel meiner Schatzsuche- die besten, wie ich hoffe - warten darauf geschrieben zu werden. Aber erst muss ich sie leben. Zunächst möchte ich einige Worte dazu schreiben, was es heißt, ein Schatzjäger zu sein – warum ich es tue, wie ich es tue und was ich als nächstes vorhabe.

Vielleicht sollte ich zunächst darauf hinweisen, dass ich mir nicht schmeichele etwas zu tun, was andere nicht tun können. Wenn es irgendetwas Spezielles an meinem Leben gibt, dann ist es, das es hauptsächlich aus einer Sache besteht: Wahl. Um ein Schatzjäger zu sein, muss man es vor allem wählen und wollen. Der Rest – Geschick, Glück, Abenteuer, Entdeckungen und, ja, Enttäuschungen werden automatisch folgen. Aber zunächst müssen Sie es wählen.

Wenn Sie denken, dass Sie ein Schatzjäger sein möchten, aber nicht sicher sind, ob Ihre Ehefrau zustimmen wird, oder ob Sie sich eine längere Jobpause leisten können, oder, als Frau, ob das nicht Ihre Weiblichkeit in Frage stellt, dann haben Sie im Endeffekt schon gewählt. Weil Schatzjäger weniger ein Beruf als ein Lebensstil ist. Es reicht nicht Schätze zu wollen, nicht einmal danach jagen zu wollen. Sie müssen alle Dinge wollen, die mit der Schatzjagd einhergehen: äußerste Freiheit, eine gewisse Ruhelosigkeit, die Bereitschaft große Risiken auf sich zu nehmen und Ihre Fähigkeiten bis zum Äußersten zu strapazieren, die Akzeptanz von Selbstdisziplin und viel, viel mehr. Wenn Ihre primäre Motivation zur Schatzjagd der Wunsch ist reich zu werden, dann sind Sie besser beraten für eine große Firma zu arbeiten.
Manchmal fragen mich Leute ziemlich direkt, wie viel Geld ich mit der einen oder anderen Schatzjagd verdiente. Diese vernünftige Frage empfand ich immer als schwer zu beantworten. Auf einer Cocktailparty kann man die Leute leicht mit fünfstelligen Dollarsummen beeindrucken [die er von einem Händler oder einem Auktionshaus für seine gefundenen Artefakte erhielt, Anmerkung des Autors], aber wenn man diese Summen als Teil eines Investments sieht, das eingezahlte Kapital, die aufgewendete Zeit und den resultierenden Profit, so können die Zahlen wesentlich weniger eindrucksvoll sein. Ein Finanzfachmann würde Dinge wie „totes Kapital“ und „laufende Kosten“ wie ständig zu unterhaltende Mietwohnungen sehen und von einer Karriere als Schatzjäger abraten.

Wenn Sie die Dinge mit den Augen eines Buchhalters sehen, sollten Sie Ihr Leben wirklich nicht mit der Jagd nach verlorenem Gold verbringen.
Für mich bringt das Leben eines Schatzjägers immaterielle Belohnungen die sich nicht in Begriffen wie Profite und Verluste fassen lassen: der Kitzel der Jagd und der Stolz sein eigener Herr zu sein in einer Welt, in der persönliche Freiheiten zu schrumpfen scheinen, während die Einmischungen der Regierungen ständig zunehmen. Millionen von Menschen in der Welt haben ihr individuelles Dasein einer drittklassigen von-der-Wiege-bis-zur-Bahre-Sicherheit geopfert. Sicherheit gibt es im Leben eines Schatzjägers nicht. Genau genommen will er sie auch nicht. Ich denke leben – dieses wache Gefühl am Leben zu sein – ist gleichbedeutend mit Herausforderung. Und Herausforderung ist die Verneinung der Sicherheit.

Schatzjäger H.[29]



…Zu guter Letzt gibt es das riesige Schatzhaus der uralten Gräber in Peru, Kolumbien, Ekuador und großen Teilen Mittelamerikas. Von diesem Erbe habe ich nicht die Oberfläche angekratzt, und könnte es in einem Dutzend Leben nicht tun. Aber ich habe es versucht, und werde es weiterhin versuchen und vielleicht werde ich eines Tages wieder die Befriedigung haben antike Schätze zu finden, sie der Welt zurückzubringen und sie in den großen Museen Europas oder der USA ausgestellt zu sehen. Die finanzielle Belohnung, wenn auch oft substantiell und von einem sehr realen Interesse für Schatzsucher, ist nur ein Teil der Motivation, zumindest für mich. Abenteuer in entlegenen Gegenden, die Überprüfung langer Wochen der Recherche vor Ort und die Spannung der Entdeckung sind die Dinge, die mich wieder und immer wieder die Orte aufsuchen lassen, die nur wenige Besucher je sahen. An diese Dinge werde ich mich erinnern, wenn ich sehe, wie Millionen von Besuchern die Dinge sehen die ich einst fand. Leute, die sonst keinen direkten Kontakt mit dem Glanz der menschlichen Vergangenheit haben.
Schatzjäger werden oft beschuldigt Gräber zu öffnen und archäologische Stätten zu entwerten. Tatsächlich haben Schatzjäger diese Stätten oft erst entdeckt, wie im Fall von C. [Ortsname vom Verfasser dieser Website gekürzt]. Und, wie in C., haben Schatzjäger vorsichtig gegraben, nur einen relativ kleinen Teil des gesamten Komplexes gestört und nur relativ wenig Material entnommen. In C. öffnete ich weniger als 50 Gräber, von einigen hunderttausend, die es dort geben muss. Es gibt noch reichlich Spielraum für archäologische Studien, nun da dieser Ort entdeckt und teilweise erkundet wurde – von einem Schatzjäger.

Zum Vorwurf die Totenruhe zu stören kann ich nur folgendes sagen. Tausende von Jahren sind vergangen und ganze Kulturen entstanden und verschwanden wieder, von denen wir nur etwas durch das Studium der Artefakte erfahren können, die Teil ihres täglichen Lebens waren. Diese Artefakte können nur durch vorsichtige Ausgrabung gefunden werden, und ich kann nicht sehen, dass eine Ausgrabung durch Archäologen eine geringere Störung der Totenruhe darstellt als die durch Schatzjäger. Tatsächlich wird ein Schatzjäger mit seinen begrenzten Ressourcen und im vollen Bewusstsein des Wertes der Artefakte wahrscheinlich wesentlich kleinere Areale stören als Armeen von studentischen Hilfskräften, die einen ganzen Sommer mit Pickel und Schaufel verbringen.
Zum Vorwurf, dass ich ein unverantwortlicher Abenteurer bin, kann ich nur sagen, dass ich mehr zum Wissen und zum Genuss der Menschheit beigetragen habe, als ich es in einem Bürojob je hätte tun können, und dabei wesentlich weniger verdiente.
Ich bereue nicht eine Minute der Jahre die ich damit verbrachte den Schätzen hinterher zu jagen. Ich hoffe nur, dass ich meiner gewählten Beschäftigung noch viele weitere Jahre widmen kann.
Es gibt noch so viel zu finden.



Ende der Zitate von Schatzjäger H [29]





Finanzielle Erwägungen

Alle mit der Welt der Suche vertrauten Personen – Sucher als auch sachkundige Beobachter - sind sich einig, dass die Suche in der Regel finanziell nicht sehr einträglich ist. Gegenteilige Beteuerungen der Amtsarchäologie in Bezug auf Sondengänger zeugen entweder von fehlender Sachkenntnis, dem Versuch, diese zu diskreditieren, oder beidem.

Das Bestreiten des Lebensunterhalts ist meist nicht oder nur am Existenzminimum möglich. Sucher haben in der Regel einen bürgerlichen Beruf und betrachten die Suche, selbst wenn die Funde verkauft werden, nur als Zubrot. Strahler z.B. sind traditionell Bauern.
Selbst in der an Hobbystrahlern nicht armen Schweiz gibt es vielleicht gerade mal ein Dutzend Berufsstrahler [13] . Das zeigt recht deutlich die Verdienstmöglichkeiten. Nachfolgend eine Zitatensammlung zu dem Thema, und zwar meist von ungewöhnlich erfolgreichen Suchern, und oft nach besonderen Funden.




Nicht aus Mangel an Mineralien wird der Strahlerberuf eingehen, sondern weil die großen Löhne in der Industrie das Strahlen als unwirtschaftlich erscheinen lassen.“[30]



Immerhin habe ich als Strahler eine dreiköpfige Familie ernährt.“ Berufsstrahler Dosi Venzin in [35]

Vom Glück geradezu verlassen ist in diesem Jahr Dosi Venzin. Nach zwei Monaten mühsamster Arbeit hat er noch immer nichts gefunden. Der Berg gibt ihm nichts. Der Berufsstrahler kennt das. Er hat schon Jahre vergeblich gesucht.“ [35]

In diesem Jahr habe ich keinen einzigen Hämatit gefunden, der 500 Franken wert gewesen wäre, keinen einzigen. Ich kehrte oft aus der Cavradischlucht zurück und habe innerlich gelacht und mir gesagt „Sieh zu, dass es Abend wird, dass du müde wirst.““ Dosi Venzin in [35]





Die beiden Brüder [die Strahler Luis und Damian Curschellas, Anm. des Autors] bergen einen ersten Gwindel. Dieser Stein ist sehr gefragt und um die 3000 Franken wert. „ [35]

Schöne Steine kommen in ihre persönliche Sammlung. Das Prunkstück von Luis und Damian Curschellas wiegt 350 Kg und ist gut 100.000 Franken wert.“[35]

Luis und Damian Curschellas holen nun die großen Brocken aus der Kluft. Jeder von ihnen ist mehr als 10.000 Franken wert.“ [35]

Die Sammlung von Luis und Damian Curschellas gilt als eine der wertvollsten Privatsammlungen der Welt. Sie zählt an die tausend Stück.“[35]

Die Glückspilze [gemeint sind Luis und Damian Curschellas , Anm. d. Autors] holen Stein um Stein aus der Kluft. Dieser würde auf dem Markt locker 15-20.000 Franken bringen.“[35]





Wenn man alles zusammenzählt, all die Arbeit, all die Jahre, nein, reich werden wir nicht damit.“ Michael Flepp in [37]

Momentan will ich sie gar nicht verkaufen. Vier Jahre haben wir uns abgemüht. Da zählt ein wenig Geld auf dem Konto nicht viel. Im Moment will ich sie erstmal selber genießen.“ Alfons Derungs in [37]

Michael Flepp und Alfons Derungs machten diese Aussagen, nachdem beide am Pez Regina zwei der größten je in den Alpen gefundene Bergkristallstufen erfolgreich geborgen hatten. Beide Stufen wogen je etwa 1 Tonne (kein Druckfehler; zum Abtransport war ein spezieller Lastenhelikopter notwendig) und waren etwa je 1 Million Franken wert, sofern sich ein Liebhaberwert für solche Unikate überhaupt angeben lässt.





Ich strenge mich bei der Arbeit an. Alleine das macht mich schon zufrieden. Wenn dann noch etwas gefunden wird freut es mich doppelt.“ Strahler Giusep Venzin in [38]





Man wird niemals reich als Strahler. Der Strahler trägt seinen Reichtum nicht hinten rechts, sondern vorne links.“ Berufsstrahler Paul Membrini in [39]





Nein, die zwei sind nicht reich. Sie sind von ihrem Gemüt und von ihrem Können her reich, aber sonst nicht. Sie gehen ein großes Risiko ein. Sie müssen den Helikopterflug einrechnen, die Arbeit dort oben, die 10% an die Korporation. Und dann kommt noch das Risiko, ob sie die Steine verkaufen und absetzen können.

Der Urner Bergvogt Toni Walker, Strahlerkommission Korporation Uri, über die beiden Strahler Paul von Känel und Franz von Arx nachdem ihm die beiden eine ungewöhnlich reiche Kristallausbeute im Wert von ca. 70.000 Franken zur Abgabenschätzung präsentiert hatten. Er antwortete auf die Frage, ob die beiden Finder reich seien.
Der Korporation gehört 80% von Grund und Boden im Kanton Uri. Die Korporationsbürger machen 2/3 der Bevölkerung aus. Nach altem Recht steht ihnen 1/10 der Ernte zu. Fairerweise wird beim Schätzen auch der Arbeitsaufwand berücksichtigt. Der Schätzer ist Carlo Peterposten, Direktor des Nationalmuseums auf dem Gotthardhospiz und selbst Strahler. Die Abgaben wurden auf 7000 Franken festgelegt. [11]





Es ist nicht der Wert der Kristalle, der Befriedigung verschafft. Rechnet man die harte und gefährliche Arbeit, die vielen Stunden in quälender Einsamkeit mit den tatsächlich erzielten Preisen auf, so ersieht man, dass vor allen Dingen die Freude an der Natur und die Faszination des Kristalls zu solch extremen Leistungen treiben.“[10]





Großartig und zum Reichwerden war die Stellung der Strahler nie. Aber zumindest war man ein freier Mann. Knapp ein Dutzend berufsmäßiger „Strahler“ oder “Cavacristallas“, wie sie in der Schweiz genannt werden, „Kristallsucher“, wie sie in den Ostalpen heißen, gibt es noch heute im gesamten Alpengebiet. Sie müssen mit dem ihr Leben fristen, das sie aus dem Verkauf der Mineralien erwirtschaften. In manchen Jahren ist es mehr, dann wieder, wenn kaufkräftige Kundschaft ausbleibt, sind Hungerzeiten angesagt. Auch die Marktpreise steigen oder fallen je nach Angebot, das wieder mit dem auf dem Weltmarkt Angebotenen konkurriert. Der Schweizer Teodosi Venzin, genannt Dosi, aus Rueras in der Surselva ist einer davon. Ein Leben lang hat er gebraucht, um die Kunst der Bescheidenheit zu erlernen. Die strahlt er nun aus.“[13]










Glücklich sein

Ich glaube ich wäre nicht Berufsstrahler geworden hätte nur das Finanzielle im Vordergrund gestanden und nicht das glücklich sein. Dann hätte ich in meinem Beruf als Elektromechaniker in Zürich oder in Basel weiterarbeiten müssen. Zum Glück habe ich den Beruf des Strahlers ergriffen. Doch es gab auch harte Jahre. Ich habe Jahre erlebt, in denen ich in einer Saison keine 10.000 Franken verdiente. Aber ich wohnte bei meinen Eltern und das war natürlich ein günstiges Leben, mit den Eltern unter einem Dach leben zu dürfen.“ Berufsstrahler Dosi Venzin in [35]

Wenn man manchmal hört man habe mehrere Leben, dann möchte ich im nächsten Leben wiederum Strahler werden. Ideal wäre man würde 500 oder 800 Jahre alt, alle Menschen, nicht nur ich. Dann könnte man seinen Beruf länger als 35 oder 40 Jahre ausüben. Man hätte längere Phasen und größere Chancen mehr zu finden.“ Strahler Dosi Venzin in [35]

Ich freue mich über alles, was ans Tageslicht kommt. Nicht als Besitzer, sondern weil ich es sehen darf.“ Dosi Venzin in [35]





Tradition

Die meisten Strahler folgen einer Familientradition, die schon Vater und Großvater ausgeübt haben. In dieser Tradition sind sie verwachsen. Sie bettet ihr Leben in einen zusätzlichen übergeordneten Zusammenhang ein, so wie Familie, Ortsgemeinde, Religion oder Brauchtum.





Ruhm

Wie alle Menschen wünschen sich auch Sucher für Spitzenleistungen, also Spitzenfunde, die Anerkennung ihrer Mitmenschen. In vielen Bereichen der Suche macht die Rechtslage jedoch ein Schweigen des Finders erforderlich. Er leidet unter dieser Isolation. Hier liegt z.B. eine Chance für Museen, mehr Finder zum Angebot eines Spitzenfundes zu bewegen, indem sie sich bereit erklären, den Fund mit dem Hinweis „Gefunden vom Sondengänger XY“ auszustellen.

In der Biologie und der Astronomie hat der Entdecker ein gewisses Recht zur Namensgebung von Neuentdeckungen. Bei Artefakten gilt das leider nicht, hier kann man allenfalls durch das Erstellen von Klassifikationsschemata, wie z.B. die Almgren-Nummerierung von Fibeln, ewigen Gelehrtenruhm erwerben.

Aber selbst an der Schnittstelle zwischen Biologie und Suchertum, den Fossilien, wurde diese oft nicht nach dem Finder benannt, sondern nach dem erstbesten Wissenschaftler, dem der Finder seinen Fund zeigte. Auch dann, wenn dieser Wissenschaftler nicht zu deuten wusste und lediglich an einen Spezialisten weiterleitete. [14] Ein weiteres Puzzleteil in der kollektiven Wahrnehmung der Sucher, wonach Wissenschaftler keine Partner sondern Gegner sind.






Risikobereitschaft

Ja, das ist die einzige Botschaft, die ich der Jugend meines Landes und der Welt zu geben habe. Solang ihr noch jung und stark und voller Hoffnung seid, setzt euch hin und denkt über die Welt nach! Entscheidet euch darüber, was ihr am liebsten tun wollt – und dann geht hin und tut es! Folgt eurem Leitstern bis zum bitteren Ende, ohne die Gefahren und Zufälle zu achten! Es spielt keine Rolle, ob der Stern sich als falscher Führer erweist und ihr euren Versuch mit dem Tod bezahlen müsst. Ihr habt aber jedenfalls euer Leben bis zur Neige gekostet und seid glücklich gewesen. Und selbst wenn ihr keine irdischen Schätze hinterlasst, so hinterlasst ihr einen Reichtum in den Herzen jener, die Kraft aus eurer Kraft gewonnen haben und die euer Andenken bis ans Ende ihrer Tage hochhalten werden.
F.A. Mitchell-Hedges, bekannter britischer Abenteurer der 1920er bis 1940er Jahre. Ausgräber von Lubantuun im heutigen Belize; auch als Besitzer eines Kristallschädels bekannt, der nach heutigen Erkenntnissen ein max. 200 Jahre altes Werk ist und den er wohl gekauft und nicht gefunden hat. [36]



Die Suche der Sondengänger ist ungefährlich, aber Strahler laufen Gefahr, verschüttet zu werden, abzustürzen oder dem Steinschlag zum Opfer zu fallen. Insbesondere dann, wenn sie in blinder Jagd alle Vorsichtsmaßnahmen außer acht lassen.


Der Schweizer Berufsstrahler Theodosi („Dosi“) Venzin aus Rueras schätzt, dass jedes Jahr im Alpengebiet ein bis drei Strahler zu Tode kommen. [35]


Auch in der mit minimaler staatlicher Aufsicht gehandhabten Opalsuche in Coober Pedy, Australien, kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen.


Wenn Sie von Gefahren schreiben wollen, dann betonen Sie nur, dass wir uns ständig in Lebensgefahr befinden. Wir haben uns aber so sehr an diese gewöhnt, dass wir uns im Gefels ebenso sicher fühlen wie auf dem ebenen Boden.“[31]






Abgabequote

Wir schaffen es höchstens, von zwei Prozent des aufgefundenen Goldes Kenntnis zu erlangen, staatliche Einrichtungen kommen auf maximal ein halbes Prozent. Der Rest geht eigene Wege. “ Anton Steffan, Restaurator, von der Stiftung Steffan auf Burg Deutschlandsberg in der Steiermark

die Autoren Kandutsch und Wachtler kommentieren dazu
Wir schauen Steffan ins Gesicht. Wie man das ändern könnte? Sicher nicht auf die bisher praktizierte Art und Weise. Die Augen wurden uns geöffnet. So schwierig kann Archäologie sein. Es ist immer noch eine Eroberungswissenschaft. Mit den staatlichen Institutionen als den gierigsten Vertretern.“ [15]





Fund vom Tiefengletscher

1868 finden Männer aus dem Ort Guttannnen, Kanton Bern, Schweiz, eine Kluft mit sensationellen Rauchquarzen auf dem Tiefengletscher. Insgesamt werden 12 bis 15 Tonnen Kristalle entdeckt, darunter bis zu 150 Kg schwere Einzelkristalle. Ein Fund dieser Größenordnung lässt sich nicht verheimlichen. Der Kanton Uri sieht sich als rechtmäßiger Besitzer und verlangt die Auslieferung. Daraufhin organisieren sich die Einwohner von Guttannen, und siebzig Männer machen sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion an die Rettung des Kristallschatzes. Die Kristalle werden aus der Kluft entfernt und in alle Welt verkauft. Als die Landjäger der Urner Gemeinde Urseren in gesamter Stärke auftauchen um die Kristalle zu konfiszieren und angetroffene Berner Strahler zu verhaften, finden sie nur noch wenige Kristalle vor. [16]





Münzfund Hofoldinger Forst

Nach Auskunft von Ludwig Wamser (Leiter der der Archäologischen Staatssammlung München, Anmerkung des Autors) wurde 1996 im Hofoldinger Forst im Süden von München ein größerer Fund keltischer Goldmünzen von einem Mann mit einem Metalldetektor gemacht. Die Münzen wurden fortlaufend einzeln auf dem Schwarzmarkt angeboten. Einige Stücke konnte die Staatliche Münzsammlung München aus dem Handel erwerben, Hintergründe und genauer Fundort blieben unbekannt. [17]






Fundortangaben

Der Strahler hat seine besonderen Gründe, den Unbekannten gegenüber vorsichtig zu sein. Wenn er einen schönen Fund gemacht hat, schweigt er. Er hat nicht Angst vor den anderen Strahlern, sondern vor den „Tagedieben“ und „Sonntagsstrahlern“, die schon öfters durch unvorsichtiges Reden seitens der Finder in die Lage versetzt wurden, das zu ernten, was sie nicht erarbeitet hatten. Bevor ein Fund nicht ganz ausgebeutet ist, erfährt gewöhnlich niemand etwas davon. Fremde Leute bekommen vom Strahler jede gewünschte Auskunft, nur nicht über Fundorte. Denn diese Leute werden immer als „Spione“ betrachtet. So müssen auch die im Felde arbeitenden Mineralogen zuerst beweisen, dass sie nur der Wissenschaft dienen und nicht dem Verdienst nachgehen. Sobald die Strahler von der guten Absicht eines Wissenschaftlers überzeugt sind, werden sie ihm zu wertvollen Führern und teilen ihm alles rückhaltlos mit.“[32]



Früher erachteten es die Strahler nicht als Verstoß gegen die Wahrhaftigkeit, einen falschen oder sogar erfundenen Ortsnamen anzugeben. Der heutige Strahler denkt hier „wissenschaftlicher“".[33]



"Als ein bekannter Mineraloge nach der Herkunft der Ahrntaler Byssolithe, einem geheimgehaltenen Neuvorkommen, fragt, teilt man ihm eine Stelle mit, welche er mit ausführlichen Beschreibungen veröffentlicht. Erst später wird er sich verzweifelt bewusst, einer Falschmeldung aufgesessen zu sein. Noch gravierender und grotesker ergab sich die Namensnennung des seltenen Berylliumminerals Milarit: Der Finder gab als Fundort das Schweizerische Val Mila an, wo Milarit niemals gefunden wurde. Den genauen Fundort, das benachbarte Val Giuf, verheimlichte der Finder aus Angst vor unliebsamen Sammlern, welche im weitläufigen Gebiet seine Klüfte hätten ausmachen können.“ [40]



Aus Angst vor der Entdeckung durch andere Sammler wurde beim Herausstemmen des nur wenige Wochen später ohnehin aufgetauten Chloritsandes ein Teil des besten Stufen beschädigt.“ [41]



Es gibt kaum eine Menschengruppe, welche sich so der Außenwelt verschließt, wie die Kristallsucher. Das Verraten eines Fundortes ist für die meisten ausgeschlossen, sehr oft wissen die Angehörigen daheim nicht einmal wohin es den Sammler gezogen hat. So kommt es [bei Unfällen, Anmerkung des Autors] immer wieder vor, dass durch Zufall erst nach Jahren oder Jahrzehnten die Leiche gefunden wird.“ [42]





Bereitschaft zu Anstrengungen

Wo liegen die Grenzen des Menschen? Welches Gewicht an Lasten kann er stundenlang über gefährliche Abhänge hinunterschleppen? Was kann er mit Muskelkraft alles vollbringen? Und was treibt ihn überhaupt dazu, tagelang im eiskalten Gletscherwasser im Permafrostbereich zu liegen, ohne Kälte zu spüren? Im freiwilligen Willen zum Leiden liegen die Ursprünge vieler für unmenschlich gehaltenen Leistungen. Nicht das Geld zählt in diesem Augenblick, auch nicht die Aussicht auf Ruhm und Bewunderung.
Es ist ein Leben im imaginären Bereich, jenseits des rationell Erfassbaren, was diesen Abgründen des menschlichen Daseins vollkommen neue Nuancen vermittelt. In einer jenseits aller Dinge stehenden Welt öffnen sich plötzlich neue, nie geahnte Ausblicke: Der Kristallsucher betritt die Schwelle der Trance und der Träume, in der es ihm leicht fällt, die eigenen menschlichen Grenzen um Welten herauszuschieben. Würde man ihm all diese Leistungen aufzwingen, er würde revoltieren, Gewerkschaften würden zum Streik aufrufen, und all dies für menschenunwürdig erklären. Ist es für Irgendjemanden überhaupt verständlich, dass es Menschen gibt, welche freiwillig, um vieles mehr als ihr eigenes Körpergewicht 2000 Höhenmeter in die Tiefe schleppen?
“ [43]



1969 schleppte der Virgener Bauer Johann Dichtl zwei Kristallstufen von 90 und 92 Kg Gewicht vom Fundort auf 2600m Höhe 2000 Höhenmeter bergabwärts. [43]



1946 birgt der Schweizer Strahler Peter Indergand eine 180 Kg schwere Kristallstufe und bringt sie ins Tal. Dabei verausgabt er sich dermaßen, dass er im Anfang 1948 an den Folgen stirbt. [18]






Handlanger, Partner oder Gegner der Wissenschaft

Der Sucher - Handlanger, Partner oder Gegner der Wissenschaft?

Tief in das kollektive Unterbewusstsein aller Sucher aller Zeiten hat sich die Vorstellung eingenistet, dass staatliche Stellen, und also auch die meisten Wissenschaftler, gefährliche Gegner sind. Gegner, denen man besser nichts über seine Funde verrät, weil sie diese Informationen gegen einen einsetzen werden. Hier, wie so oft im Umgang mit Suchern, haben es die staatlichen Stellen geschafft, durch unkluges Handeln eine Situation herbeizuführen, die zu Fundverheimlichung führt und ihren Interessen somit widerspricht. Inmitten dieses Ozeans der Gegnerschaft oder zumindest Distanz gibt es jedoch Inseln der Zusammenarbeit.


Der berufstüchtige Strahler ist kein bloßer „Handlanger“ der Wissenschaft, sondern wegen seiner Erfahrung und Kenntnis ein unentbehrlicher Gehilfe und „Fach-Assistent“. Das heutige Wissen von den Mineralien, das sich durch die Worte Mineral, Fundort und Felsart abgrenzen lässt, fordert unbedingt die praktische Zusammenarbeit des Mineralogen, Petrographen und Strahlers. „ [34]



„Das qualvolle Miteinander zwischen Sammlern und Gelehrten: Die Zusammenarbeit zwischen Museen und Mineralienhändlern, Wissenschaftlern und Kristallsuchern war nicht immer vom ungetrübten Gleichklang beherrscht. Zu viele Interessengebiete prallten immer aufeinander. Das Hauptaugenmerk des Wissenschaftlers gilt der exakten Aufzeichnung des Fundortes…, um daraus Schlüsse über Bildung, Häufigkeit und statistische Ergebnisse zu erzielen. Die Sammler dagegen versuchen die Herkunftsorte der Stufen aus Angst vor unliebsamen Mitsuchern zu verheimlichen und setzen oft alles daran, um falsche Fährten zu legen." [44]



Friedrich Berwerth, von 1904 bis 1918 Direktor des k.k. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien schreibt 1898 zusammen mit seinem Abteilungskollegen Ferdinand Wachter über die Schwierigkeiten bei den Fundortangaben: „Bei dem Mineraliensammler erwacht dieses ungerechtfertigte Misstrauen besonders dann, wenn der Gast auf eine genaue Fundortangabe eines ausgewählten Stückes drängt. Diese Verheimlichung des Fundortes entspringt der Furcht, bei dem Bekanntwerden der Fundstelle durch den Fremden eine Gewerbsstörung zu erleiden…Mit der Ausrottung dieses Misstrauens gegen den Fremden werden manch falsche Ortsangaben verschwinden, die jetzt noch recht oft unterlaufen.“ [45]



Selbst beim kleinsten gemeinsamen Nenner, jenem ewigen Kampf zwischen hehrer Wissenschaft und Laienforschern oder geringschätzig Grabräuber oder Schatzgräber genannt, ist es uns nicht wirklich gelungen, Partei für die eine oder andere Seite zu beziehen. Die Fehler, die die pure Wissenschaft im Laufe der Zeit begangen hat, füllen mehr Bände, als die der so genannten Dilettanten. Warum? Weil die Wissenschaftler ihren Blödsinn niederschrieben, die Dilettanten es aber nur im kleinen Kreis den Leuten anvertrauten. Wer schreibt, macht Geschichte. Im wahrsten Sinne des Wortes.“[19]



Ob und welchen Umständen ein Schatz seinen Weg ins Museum findet, oder zumindest einer ehrlichen wissenschaftlichen Erforschung unterzogen werden kann, hängt dann von vielen Faktoren ab. Den Findern selbst, den Denkmalämtern, der Interpretation der Gesetze und eventuellen anderen Beteiligten. Und hier gibt es überall Entscheidungsspielräume, die sehr oft nicht weit weg vom Kuhhandel oder einem arabischen Bazargeschäft laufen.“ [20]



Das Verhältnis zwischen Wissenschaftlern und den anderen war seit jeher auf Spannung, Intoleranz und gegenseitigen Nichtverstehen aufgebaut.“[21]



Doch dieser ewige Kampf zwischen Archäologen und von ihnen als geringschätzig abqualifizierten Laien bringt uns nicht weiter…. Wer nur mit Titeln bewaffnet seinen Anspruch auf Kennertum erhebt, der ist ein Dilettant. Wissenschaftler ist der, der für die Sache lebt, sie in seinem Herzen trägt, sie einatmet. So kann ein Wissenschaftler zum Dilettanten werden, ein beherzter Hobbyforscher zur Koryphäe auf seinem Gebiet.“[22]



Sehr oft besteht eine große Diskrepanz zwischen den Forderungen der Wissenschaft und den Interessen der Sammler. … Die Mineraliensammler wurden zur Ehrlichkeit und statistischen Denkweise aufgerufen, die den meisten im tiefsten ihres Herzens zuwider war. Sie wollen vor allen Dingen eines: Freude am Sammeln empfinden, fernab von Eingrenzungen und Vorgaben….Nur in den seltensten Fällen gelang es dem einen oder anderen Autodidakten, sich wissenschaftliches Denken anzueignen.“ [46]



Friedrich Berweth, einer der anerkanntesten Mineralogen in der Zeit um 1900, verbreitet die Überzeugung, dass nur durch die Vermeidung des Misstrauens, besonders zwischen den Behörden und den Sammlern, das für eine ehrliche Zusammenarbeit nötige Vertrauen entstehen kann.“ [47]






Belohnung für Großfunde

Die Lage derjenigen, die Einzigartiges fanden, war seit jeher schwierig. Auf der einen Seite wurde der Finder von einem Augenblick auf den anderen unermesslich reich, auf der anderen Seite wurde er zum Ziel von Neidern. Mit dem Bekanntwerden eines besonderen Fundes beginnt auch schon der Augenblick, dem Glücklichen seinen Schatz abzujagen. Und in der Wahl der Mittel zeigen sich die Menschen niemals empfindlich. Angefangen von den höchsten weltlichen, bis hin zu den geistlichen Institutionen begann jeder auf selbst angewandten oder sogar an den Haaren herbeigezogenen Rechtspositionen zu pochen.“[23]



Doch wie hoch sind die finanziellen Abgütungen für Großfunde? Auch hier gilt vorerst: Je restriktiver die Gesetzeslage, desto geringer die Bewertungssumme bis hin zum Fußtritt. Je liberaler das Gesetz, desto höher der Auszahlungspreis. Und wie steht es mit den geistigen Werten? Mit der Namensnennung. Auch hier gilt der Grundsatz: Wer sich wehrt und egoistisch ist, profitiert. Und: Wer schreibt, ist besser dran.“[24]



1975 suchten Bernard Bredow (zum Fundzeitpunkt 16 Jahre alt) und Robert Omelanowski (11) mit einem selbstgebauten Metalldetektor bei Siegsdorf in Bayern nach Überbleibseln des letzten Gefechtes auf bayerischem Boden im 2. Weltkrieg im Bett des Gerhardsreiter Grabens. Sie fanden stattdessen Überreste eines Mammuts. Den Fund hielten sie geheim, weil sie befürchteten, dass man ihn ihnen sonst wegnehmen würde. 10 Jahre schwiegen sie. Dann informierte Bernard Bredow die Gemeinde und die Presse. Die von der Gemeinde gewünschte Übereignung schlug Bernard Bredow aus. Statt dessen ließ er durchblicken, dass der Fundort sowie der sichere Aufbewahrungsort der Knochen weiterhin geheim bliebe, bis Ehre, Ruhm und finanzielle Abgeltungen durch Verträge abgesichert seien. Und konnte sich damit auch durchsetzen. Letztendlich kaufte die Gemeinde den Fund für 153.000 Mark an. [25]
Siehe Artikel „Fund: Wissen



Als eine Goldstufe in der Schweiz gefunden wurde, gehörte sie dem Finder. Staatliche Stellen kauften sie für 200.000 Euro auf. [26]



Am 20.8.1962 fanden die beiden italienischen Gastarbeiter Goffredo und Virgilio Ferazza beim schweizerischen Erstfeld bei Bauarbeiten sieben reich verzierte keltische Goldtorques. Die Fundprämie des schweizerischen Landesmuseums war in den Augen der Finder großzügig und sie übergaben die Funde. Von dem Erlös bauten sich die Finder ein Eigenheim. Die Schweizer und die Fachwelt dankten den Findern, auch öffentlich. Für eine Verheimlichung des Fundortes gab es keinen Grund. [27]






Fund eines Piratenschatzes

Es existieren fast keine verlässlichen Schilderungen von wirklich hochkarätigen Schatzfunden aus Sicht des Schatzsuchers, insbesondere des Sondengängers. Als inspirierenden Abschluss der Zitatensammlung folgt nun, zum ersten Mal in deutscher Sprache, ein solcher Suchbericht des Schatzjägers H [29] Der angebliche Fundort ist dem Autor bekannt und wurde von ihm per Google Earth auch schon eingehend beäugt. Über ihn braucht hier nur gesagt werden, dass er in Mittel- oder Südamerika liegt. Für die Begebenheit gibt es neben Schatzjäger H. mindestens einen weiteren, verlässlichen Zeugen. Soviel als Vorbemerkung.

(Die Schilderung setzt ein, als die Sucher Metall geortet und mit dem Graben begonnen hatten.)

Er erweiterte die Öffnung und fiel auf seine Knie. Seine Hände glitten an der glatten Oberfläche des Steins entlang. „Ich habe es“ rief er, „Ich habe eine Spalte im Stein gefunden. Sie ist pfeilgerade. Sie muss Menschenwerk sein.“
X kroch in das Loch und nahm den Pickel. Er verkeilte die Spitze im Spalt, rüttelte am Griff und zog schließlich einen flachen, etwa 10 cm dicken Stein hervor. Er kletterte heraus um ihn mir zu zeigen. Ich legte den Detektor ab und sprang in das Loch. Nachdem wir die lose Erde mit den Händen herausschaufelten sahen wir schließlich die Umrisse einer Kiste. Wir hoben sie aus dem Loch und sofort waren alle Enttäuschungen des Tages vergessen. Wir sahen nur die liebliche Kiste vor uns. Sie hatte 200 Jahre auf uns gewartet.
Y arbeitete einige Minuten am Schloss und an den Scharnieren, machte aber keine Fortschritte und sah mich fragend an. Ich sagte „Mach’ schon, brich sie auf“. Den Griff seiner Machete als Hammer benutzend zertrümmerte Y den Deckel. Das verrottete Holz fiel zusammen. Wir konnten kaum glauben was wir sahen.

Obenauf lag ein Paar verrotteter Stiefel, die lange Art die Errol Flynn in den Piratenfilmen trug. Y nahm sie heraus und gab sie X. Sie brachen als er versuchte sie zu entfalten. Dann gab es da eine Art Stoff. Es war zunächst schwer zu sagen um was für einen Stoff es sich handelte – er war schwarz und faltig und löste sich im Regen auf. Bei näherer Betrachtung sahen wir, dass es ein Kleid aus Silberbrokat war. Als nächstes fanden wir eine zerfallene Holzkiste, die einen stark korrodierten Quadranten zur Navigation enthielt. Außerdem einen kleinen Lederbeutel in überraschend gutem Zustand. Er war schwer, da er zwei Handvoll glänzender Goldnuggets enthielt.
Wir dachten dass die Goldnuggets alles wären, und waren zufrieden. Es waren keine Millionenwerte, aber wir hatten etwas gefunden und das war wichtig.
X war im Begriff die Kiste in das Loch zurückzuschieben und wieder zu vergraben. „Verdammt“, sagte er, „das Teil ist schwer“. Dann bemerkte ich etwas Merkwürdiges. Der Regen, der in die Kiste fiel, wurde nicht vom Holz aufgesogen – aber das Holz war alt und verrottet und hätte ihn absorbieren müssen. Ich bückte mich um das näher zu betrachten. X wandte sich ab um den Detektor aus dem Regen herauszubringen und Y war damit beschäftigt die Nuggets zu betrachten. Mit dem Messer kratzte ich die Oberfläche. Dann setzte ich mich und starrte. „Hey Y“, sagte ich, „wenn ich dir die Nuggets lasse, kann ich dann die Kiste haben?“
„Warum?“ fragte er und bückte sich. „Was zum Teufel hast du gefunden?“
Ich hatte herausgefunden, dass das, was wir zunächst für den Boden der Kiste gehalten hatten, tatsächlich aus zwei Schichten Silberbarren bestand, die sauber aneinandergereiht waren. Es waren 16 Barren, gut 60 Pfund fast reines Silber.
Wir verschwendeten keine Zeit mit dem Auffüllen des Lochs. Zum Teufel damit. Wir hatten einen Schatz gefunden, und bevor das irgendjemand merkte, sollten wir besser verschwinden.


Nachspiel: Als die Sucher nach der Bergung zu ihrer Unterkunft kommen, erfahren Sie, dass sich Soldaten nach ihnen erkundigt hatten. Sie verlassen den Ort ohne weitere Suchen, wie schon andere bedeutende Sucher vor ihnen. Übrigens basieren erfolgreiche Schatzsuchen häufig zumindest teilweise auf der Arbeit früherer, erfolglos gebliebener Sucher.

Soviel zu der Schilderung. Später wurde noch angemerkt, dass das Silber Punzen [49] aufwies und dass die Nuggets und der Goldschmuck aus einem anderen Schatz für 22.000 Dollar verkauft wurden [29]

Zum Schluss sei noch angemerkt, dass die Sucher gegen eine Regel der Sondengängerei verstoßen haben. Auch wenn man mit dem Inhalt eines Loches oder Behälters zufrieden war, sollte man immer noch mal mit dem Detektor darüber gehen. Oft ist mehr drin als man meint.





"Gebrauchsanleitung" für Sucher

Dieses Kapitel soll es anderen Interessengruppen erleichtern zu beiderseitigem Vorteil mit Suchern umzugehen. Solche Interessengruppen sind insbesondere archäologische Institutionen und Grundeigentümer, in deutschen Schatzregalländern auch das Bundesland.

Wenn Außenstehende negative Erfahrungen mit Suchern machen, so resultieren diese häufig aus einer völligen Unkenntnis bzw. Ignorierung ihres Wesens und ihrer Machtposition. Insbesondere ist man sich oft nicht bewusst, eine wie geringe Relevanz die aus Suchersicht oft albernen Suchergesetze für die Sucher haben. Besonders staatliche Stellen, denen die Gesetze – und besonders ihre eigene Interpretation derselben - naturgemäß besonders wichtig erscheinen, haben damit oft größte Schwierigkeiten. Das Fördern des Verständnisses ist ein Grund, warum dieser Artikel, die Artikel über die Interessengruppen und diese gesamte Website geschrieben wurden.

Natürlich haben beide Parteien grundsätzlich die Wahl entweder Kompromisse einzugehen und zu kooperieren oder die Gegenseite zu meiden. Besonders jedoch der Sucher. Wenn der Sucher bereit ist Ihnen gegenüber Kompromisse einzugehen, dann geben Sie ihm etwas als Gegenleistung. Die bei archäologischen Fachbehörden verbreitete Geisteshaltung, dass der Sucher das aus rechtlichen Gründen ohnehin tun müsse, und man ihm also keine Gegenleistung schulde, hat diesen Behörden in Sucherkreisen den Ruf der lebensuntüchtigen Fachdogmatiker eingebracht, die man besser meidet. Diese Haltung erstickte und erstickt mehr mögliche Fundmeldungen im Keim als alles andere mit Ausnahme des Schatzregals . Dadurch schaden die Behörden sich selbst meist weitaus mehr als dem Sucher, wenn sie das allerdings auch meist nicht merken. Tatsächlich leben archäologische Institutionen häufig in einem Zustand der glückseligen Ahnungslosigkeit über das tatsächliche Fundaufkommen in ihrem Zuständigkeitsbereich. [Die Mitarbeiter solcher Behörden werden von den Suchern gerne „Die Jungs mit der blauen Pille“ genannt. Allerdings muss man den Film „Matrix“ kennen um das verstehen zu können.]
Der Sucher hat, wenn das Suchgebiet zumindest etwas abgelegen ist, faktisch sehr wohl die Möglichkeit zu suchen ohne andere zu fragen. Er wahrt über die Herkunft seiner Funde Stillschweigen und kann sie entweder beliebig lange in seiner Sammlung halten oder verkaufen, wiederum ohne andere zu fragen und mit einem fast nicht existenten Risiko erwischt zu werden, sofern er den Fundort verschweigt. So sehen die Machtverhältnisse aus. Grundeigentümer und Behörden profitieren, wenn sie dies bei der Wahl ihrer Erlaubnis- und Fundeigentumspolitik berücksichtigen.

Versuchen Sie nicht, autoritär aufzutreten oder Sucher mit Hinweis auf die Rechtslage zu irgendetwas zu zwingen. Es sei denn, Sie haben schon alle Hoffnung auf eine freiwillige Übereinkunft aufgegeben. Niemand lässt sich gerne zu irgendetwas zwingen, aber Sucher reagieren dort extrem sensibel, denn Freiheit ist noch mit das Beste am Suchen. Auf Zwang tauchen sie schneller unter als Sie „Bürgerliches Gesetzbuch“ oder „Denkmalschutzgesetz“ sagen können und bleiben dann auch verschwunden, meist für lange oder immer. Und erzählen dann anderen Suchern, dass man mit Ihnen nicht reden könne. Alle Hoffnung auf Vorteile durch Sucher ist dann dahin. Behörden machen diesen Fehler fast immer und fast überall auf der Welt, nicht nur in Deutschland. Seien Sie schlauer.

Eine feste Regel der Sucherwelt lautet: Wer von Suchern zu viel will, bekommt fast immer gar nichts. Der Sucher behält alles, verschwindet und schweigt fortan. Wer aber Maß hält, profitiert von ihnen, den häufig besten Experten für das Suchgebiet.

Sie werden generell mit Suchern viel besser fahren, wenn Sie eine Vereinbarung mit ihnen eingehen, als über den Weg des gesetzlichen Zwangs (wieder so eine Sache, die die Behörden anscheinend nie verstehen werden). Auch Sucher, die die formalen, gesetzlichen Regelungen oft ignorieren oder zumindest sehr liberal interpretieren, sind oft sehr darauf bedacht als verlässliche Partner von Sammlern und Grundeigentümern zu gelten und halten sich streng an Vereinbahrungen, sofern sie ihnen einmal freiwillig zugestimmt haben. Den meisten Suchern ist ihr Ruf sehr wichtig, gerade auch weil ihre Suchaktivität von Außenstehenden nicht zu kontrollieren ist. Schummeleien kommen meist früher oder später ans Licht und ein ruinierter Ruf isoliert den Sucher für den Rest seines Lebens. Die Welt der Suche ist klein und die Leute vergessen nie.

Sie können Gesetze erwähnen, aber besser nicht am Anfang des Gesprächs und eher in belanglosen Tonfall in Nebensätzen, idealerweise eingepackt in etwas rhetorischer Watte und mit etwas Zucker obendrauf:
„Lieber Sucher, ich weiß es wirklich zu schätzen dass Sie so ehrlich sind und mir den Fund überhaupt mitteilen. Viele hätten das nicht getan. Deswegen will ich Ihnen auch entgegenkommen. Wir könnten den Fund doch folgendermaßen aufteilen: X% für mich, der Rest für Sie. Dann wären Sie auch rechtlich auf der sicheren Seite.“
Überlegen Sie bei der Wahl von X, wie viele Prozent Ihnen die Rechtssicherheit wert wäre, wenn Sie der Sucher wären, am längeren Hebel säßen und auch einfach in der sicheren Anonymität bleiben könnten. Der Autor empfiehlt sich grob am biblischen Zehnten oder am spanischen Königsfünftel zu orientieren, d.h. 10%-20% für den Grundeigentümer. Auch etwas mehr, wenn das Suchgebiet sehr viel versprechend ist und mangels Sichtdeckung ohnehin nicht heimlich abgesucht werden kann. In der Region mit der längsten Suchtradition Mitteleuropas, einer jahrhundertealten Geschichte im Mineraliensammeln, dem Schweizer Kanton Uri, ist 10% die offizielle Abgabequote für Bergkristalle usw.. Das ist die höchste Abgabequote, die in der Praxis noch gut funktioniert. Siehe Kapitel Meldequote.

Die in den deutschen Bundesländern ohne Schatzregal, also in Bayern und NRW, geltende Regelung von 50% nach §984 BGB mag für Zufallsfinder akzeptabel sein, für ernsthafte Sucher ist sie es nicht, denn der Sucher hatte 100% des Aufwandes. Für ernsthafte Sucher bleibt dort aber immerhin noch die Möglichkeit, die Suche durch eine Vereinbarung mit dem Grundeigentümer auf eine reelle Basis zu stellen. Jahr für Jahr erhalten Grundeigentümer in den Bundesländern ohne Schatzregal durch die Funde von Sondengängern überraschende Zusatzeinkünfte ohne jeden eigenen Aufwand. In den Bundesländern mit Schatzregal (d.h. ersatzlose Konfiszierung der Funde) ist Hopfen und Malz ohnehin fast ganz verloren, einzige Chance für Personen mit gefestigter Persönlichkeit siehe Artikel „Fund: Wissen“.

Im Bereich der Suche haben Gesetze – sogar für Behörden und staatliche Stellen! – oft eher den Charakter unverbindlicher Empfehlungen. So würden Sie sie vielleicht auch betrachten, wenn Sie Sucher wären, denn vieles dort widerspricht dem Gerechtigkeitsempfinden und kann in der Praxis zudem kaum kontrolliert werden. Versuchen Sie, sich vor dem Gespräch mit dem Sucher in die Lage eines Menschen zu versetzen, der die Suche mehr liebt als alles andere. Erinnern sie sich an eigene Such- oder Jagderlebnisse. Beispiel: Wenn Sie in den Wald gehen um Pilze oder Beeren zu suchen, sehen Sie sich dann moralisch verpflichtet, dem Grundeigentümer, dem Staat oder sonstwem 50% oder sogar 100% Ihrer Funde, also Arbeitsergebnisse zu geben? Eben. Das Recht in Deutschland erwartet jedoch leider genau das meist von den Artefaktsuchern.

Wenn Sie vom Sucher den genauen Fundort wissen wollen, z.B. weil Sie ein Museum oder Sammler sind, schon zu häufig bei Ortsangaben betrogen wurden und sich vor Ort selber überzeugen wollen, dann seien Sie sich bewusst, dass Sie dem Sucher damit sehr, sehr viel zumuten. Aus dessen Sicht ist die Fundortinformation sehr sensibel. Siehe Kapitel „Fundortangaben“. Sucher hüten Fundorte als ihre wichtigsten Geheimnisse. Dieser Hang zur Geheimhaltung kann für Außenstehende wie Paranoia erscheinen. Fordern Sie das nur vom ihm, wenn Sie auch bereit sind, im Gegenzug etwas Substantielles zu geben. Sonst fordern Sie evtl. sogar die Nennung eines falschen Fundortes heraus. Müssen Sie den Fundort wirklich mit einer Genauigkeit wissen, die es Konkurrenten des Suchers gestatten würde, dort ebenfalls zu suchen (bei Sondengängern 100-200 m oder besser)? Erzählen Sie dem Sucher nichts von Geheimhaltung. Auch wenn er ihrem Wort vertraut, hat er leider gute Gründe anzunehmen, dass früher oder später doch etwas durchsickert. Eine grobe Genauigkeit von einigen km (bei Sondengängern) ist für den Sucher wesentlich unproblematischer.

Zu allen prinzipiellen Problemen, die die Nennung des Fundortes für den Sucher mit sich bringt, kommen evtl. auch rechtliche Schwierigkeiten hinzu. Die Justiz kann einem Sucher seinen Fund nur wegnehmen, wenn sie den Fundort mit hinreichender Genauigkeit (Bundesland in Schatzregalländern, Grundeigentümer in Nichtschatzregalländern) kennt. Sondengänger haben die Wahl, ob sie den Fundort überprüfbar halten wollen (Lage genau dokumentieren, Fundabdruck im Erdreich intakt lassen) oder eben nicht. Sie entscheiden sich gemäß ihrer Erfahrungen mit Grundeigentümern und Behörden. Es ist in Ihrem Interesse, dazu beizutragen, dass er sich für Meldung statt Verheimlichung eines Fundes entscheidet.

Wenn der Sucher etwas gefunden hat, dann hat er die Arbeit getan, nicht Sie. Er ist jahre- oder jahrzehntelang durch die Gegend gelaufen. Er hat meist nur Schrott gefunden, wenn überhaupt was. Er hat sich mit Zecken, Bremsen und Mücken herumgeschlagen und ist im Wald mit dem Gesicht durch zig unsichtbare Spinnennetze gelaufen. Während andere am Badesee saßen. Er hat Anstrengungen und Belastungen auf sich genommen, die Sie anbetracht der zu erwartenden geringen Resultate niemals auf sich genommen hätten. Wenn er dann durch einen glücklichen Zufall nach den langen Jahren der Suche doch etwas Schönes gefunden haben sollte, dann hat er etwas geleistet, nicht Sie. Er hat etwas, was Sie wollen, nämlich Funde und/oder Informationen, z.B. den Fundort. Daher darf er auch Ansprüche stellen, Rechtslage hin oder her. Wenn Sie bereit sind, ihm etwas zu geben, dann wird er meist auch bereit sein, Ihnen etwas zu geben. Denn er will Rechtssicherheit, wenn sie nicht zu teuer erkauft wird. Und die bekommt er nur durch Kooperation mit Ihnen.

Sobald Sie in Sucherkreisen erst einmal als vernünftig und nicht übermäßig gierig gelten, könnte das nicht nur weitere Suchen nach sich ziehen, sondern auch Sucher anlocken, die irgendwann mal etwas auf Ihrem Grund gefunden haben und es nun durch Meldung bei Ihnen legaliseren wollen. Fragen Sie diese Sucher nicht leichtfertig, wann diese Funde gemacht wurden. Aus Angst vor Vorwürfen erhalten Sie vielleicht falsche – nachdatierte – Angaben. Auch von diesen „Nachzüglern“ können Sie in Form von Eigentumsanteilen und Informationen profitieren.





Schatzsucherliteratur

Es gibt zwar eine riesige Menge an Büchern zum Thema Schatzsuche [48] , aber diese beschreiben fast nur Schatzgeschichten und – mythen, teilweise auch vergebliche Schatzsuchen der Vergangenheit aus der Außenansicht, aber so gut wie nie das tatsächliche Antlitz einer mehr oder weniger erfolgreichen Schatzsuche aus der Perspektive der Handelnden. Schatzmythenliteratur gibt es sehr viel, Schatzfaktenliteratur erheblich weniger und Schatzsucherliteratur fast gar nicht.

Tatsächlich ist dem Autor nach zehnjähriger Beschäftigung mit dem Genre der Schatzsucherliteratur nur ein einzige Quelle [29] bekannt, in der ein Schatzsucher – in diesem Artikel „Schatzjäger H“ genannt - vertrauenswürdig seine erfolgreiche Suche nach Funden der höchsten Güteklasse schildert. Dies hängt mit der rechtlichen Situation der Sucher und ihrem Wunsch nach Unauffälligkeit zusammen, aber auch damit, dass nicht jeder zum Autor geboren ist. Viele Schatzsucher sind eher Männer der Tat und des Spatens als des Wortes.

Die Schatzsucherliteratur hat sich im 20. Jhd. stark gewandelt. Generell lässt sich sagen, dass sich die Autoren immer weniger Arbeit machten.

Zwischen 1920 und 1960 gingen die Autoren noch selber auf die Suche, und wenn sie auch wenig fanden oder nicht detailliert davon berichteten, so zeugen ihre Werke doch vom praktizierten Geist des Abenteurers. Solche Autoren, deren Werke immer noch gut beschaffbar sind, sind z.B. Richard Halliburton (starb beim Versuch den Pazifik mit einer selbstgebauten Dschunke zu überqueren), Leonard Clark (starb beim Edelsteinsuchen).und F.A. Mitchell-Hedges (schrieb z.B. [36], starb als alter Mann eines natürlichen Todes in seinem Landhaus, das er mit zwei mittelamerikanischen Schatzfunden finanzierte. Spendete zahllose Artefakte an Museen, insbesondere in USA, wo Privatinitiative auch bei archäologischen Entdeckungen traditionell weitaus höher geschätzt wird als in Europa. Einen dritten Fund konnte er nicht mehr mitnehmen, da ihm die Polizei auf den Fersen war und er hastig abreisen musste. Die letzte überlebende Zeugin der Vorgänge, seine Adoptivtochter Sammy, starb 2007 im Alter von 100 Jahren. Sie hat den Lageort des dritten Schatzes angegeben. Aus Angst vor Inhaftierung kehrte sie nie in das Fundland zurück. In Schatzsucherkreisen und dem Autor ist der mutmaßliche Lageort des dritten Schatzes genau bekannt. Zur Zeit kann man dort nicht unbemerkt suchen, und die Geschichte also auch nicht prüfen und klären.)

Andere Repräsentanten dieser Autorengattung sind Byron (Khun) de Prorok (zu seiner Zeit sehr bekannt, grub in Karthago und verursachte einen Aufstand der Berber in Nordafrika durch Ausgrabung des Grabes ihrer Königin; Begebenheit wurde mit Gene Hackman verfilmt) oder Dana und Ginger Lamb (entdecken Mayastädte im Dschungel).

Von 1940 bis etwa 1970 war eher die Zeit der großen Rechercheure unter den Autoren. Sie waren meist keine Abenteurer mehr, sie unternahmen keine eigenen Expeditionen, aber sie machten ihre Hausaufgaben. Man schrieb nicht nur bei anderen modernen Autoren ab, sondern ging auch in die Archive der spanischen Kolonialverwaltung und übersetzte, teilweise zum ersten Mal, spanische Originaldokumente ins Englische. Respekt.

(Übrigens war der Autor recht erstaunt, als er die Zeichnungen, die in der deutschen Sondengängerbibel „Das neue Handbuch für Schatzsucher“ von Reinhold Ostler, erschienen in den 1980er oder 1990er Jahren, auf S. 42 abgebildet sind, in so einem Buch aus den 1950er Jahren wiederfand. Danach handelt es sich nicht um eine Höhleninschrift, und hat auch nichts mit einer Vogelhöhle zu tun. Da Herr Ostler für die Übersetzung bzw. Deutung der Zeichnung keine Quelle oder Erklärung anführt, muss dieser Widerspruch unaufgelöst bleiben.)

Die tatsächlichen Schatzjäger dieser Epoche waren oft Soldaten im 2. Weltkrieg, als solche auch in Extremsituationen und danach entsprechend abgebrüht gewesen. Sie hatten getötet, waren selber angeschossen, als Bomberpiloten abgeschossen oder, wie Leonard Clark, als Aufklärer hinter den feindlichen Linien eingesetzt worden. Solche Leute haben ein anderes Verhältnis zum Risiko als Abkömmlinge der Friedensgeneration. Über die heutigen, eher hilflos-drollig wirkenden deutschen Denkmalschutzgesetze hätten die sich keine Millisekunde Gedanken gemacht. Allerdings hätten sie mangels Fundaussichten auch nicht in Deutschland gesucht.

In den letzten Jahrzehnten schließlich war der Trend in der Schatzliteratur, durch immer größere, schönere, den Sucher aber letztlich nicht weiterhelfende Fotos den Textteil immer kleiner gestalten zu können. Die Texte enthalten praktisch keine Informationen, die man nicht auch schon in früheren Büchern zum Thema Schatzsuche hätte finden können.

Ein weiterer Trend der letzten Jahrzehnte ist die Literatur für Esoteriker, insbesondere für die einschlägigen Schatzmythosorte wie z.B. Rennes-Les-Chateau. Für Buchautoren, von Erich von Däniken bis Dan Brown, ist das ein neuer Markt und also eine positive Entwicklung, für Schatzsucher sind diese Werke meist substanzlos.






Kurzportrait Michael Wachtler

Michael Wachtler [54] ist Forscher, Entdecker, Autor zahlreicher Bücher, Leiter und Mitgründer des Dolomitenmuseums DoloMythos im Südtiroler Innichen - und Sucher. Dieser Artikel nimmt mehrfach auf ihn Bezug. Sondengängern ist er vor allem wegen des Buches "Goldgrube Alpen", das er mit Georg Kandutsch schrieb, ein Begriff - und natürlich wegen einem der größten Goldfunde in den Alpen, an die 20 Kg, der ihm zusammen mit anderen Suchern in einem verlassenen Bergwerk mit Hilfe von Detektoren gelang [55]. Das Spektrum seiner Interessen und Erfolge ist breit gefächert. Ein Renaissancemensch. Er veröffentlichte 25 Bücher, auch über den 1. Weltkrieg in den Alpen, und entdeckte zahlreiche fossile Tier- und Pflanzenarten, die er als erster beschrieb.

Externer Link: Bücherliste Michael Wachtler

Das Museum DoloMythos ist von der Schließung bedroht, Exponate wurden beschlagnahmt [54a] . Nach eigenen Angaben wirft man dem Museum DoloMythos und Michael Wachtler vor, "diese bedeutenden Forschungsleistungen ohne Genehmigung und Wissen der Behörden getätigt, und damit das Ansehen des Landes Südtirol geschädigt zu haben."

Probleme nichtstaatlicher Museen

Das auch der Status eines Museumsbetreibers, also der größtmöglich dokumentierte Wunsch, Wissen mit der Öffentlichkeit zu teilen, einen nicht vor Ungemach mit den Behörden schützt, mussten neben Michael Wachtler auch der Sondengänger Walter Gähler vom Suworowmuseum in Linthal sowie Meinrad Giger vom Mineralienmuseum Uniun Cristallina in Disentis erfahren, beide in der Schweiz.

Bei Herrn Gähler ging es um die jahrelang nicht zu klärende Frage, ob er Kanonenkugeln rechtmäßig gefunden hatte oder nicht. Der finanzielle Wert einer Kanonenkugel ist minimal, ihr archäologisch-wissenschaftlicher Wert ist gleich Null (auch wenn die höchsten archäologischen Stellen der Schweiz in Stellungnahmen selbst für Musketenkugeln das Gegenteil behaupteten), aber Sponsorengelder und damit die Existenz des Museums hingen daran [56]. Nach vielen Jahren des juristischen Ringens erhielt Herr Gähler Im Dezember 2016 endlich die offizielle Bestätigung des Kantons, dass sein Handeln rechtmäßig war.

Herr Giger hatte für sein Museum Mineralien gekauft und erhielt daraufhin ein Verfahren wegen Hehlerei. Das gleiche Schicksal, wenn auch beim Ankauf für seine private Sammlung, ereilte den bekannten Mineraliensucher Dosi Venzin [57]. Juristischer Hintergrund ist das Allgemeineigentum an Kristallen, die auf Urner Grund beim Bau des NEAT Tunnels gefunden wurden. In allen Fällen haben die Betroffenen den Vorgang selbst öffentlich gemacht.
Dem Forscher Marc van Roosmalen [58], der aufgrund seiner Forschungen im südamerikanischen Regenwald vom Time Magazine zum "Held des Planeten" gekrönt wurde, droht sogar eine langjährige Haftstrafe wegen Biopiraterie: Er hatte Pflanzenmaterial zur Analyse in die USA geschickt, was in Brasilien als illegaler Export aufgefasst wurde. Seinen Job - er war 20 Jahren für eine brasilianisches, staatliches Forschungsinstitut tätig - verlor er.

Siehe auch Abschnitt Handlanger, Partner oder Gegner der Wissenschaft

Anmerkungen und Quellen



[1]

Die Suche heißt „das Strahlen“. Die gefundenen Kristalle werden ebenfalls teilweise als „die Strahlen“ bezeichnet. Man kann also sagen „Der Strahler strahlte und stieß dabei auf die Strahlen.“

[2]

Bei den materiell wertvollsten Funden, den von Seebergungsfirmen [28] gesuchten spanischen Galeonen, dauern die Rechtsstreitigkeiten nach dem Fund teilweise länger als die langjährige Suche.

[3]

Eine der seltenen Ausnahmen ist z.B. gegeben, wenn ein deutscher Grundstückseigentümer auf eigenem Grund in einem Bundesland ohne Schatzregal, also in Bayern oder NRW, einen Fund macht. Den darf er zu 100% behalten.

[4]

Kommentar des Autors: Hoffnung macht die Tatsache, dass nicht alle Bundesländer archäologische Fachdogmatik über Praxistauglichkeit stellen. So scheiterte in Bayern zwischen 2005 und 2008 der Versuch des Leiters des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege das Schatzregal in das Denkmalschutzgesetz aufzunehmen.

[5]

http://www.shipwreck.net/

aktuell (2/09) siehe auch http://nachrichten.t-online.de/c/17/54/38/74/17543874.html

[6]

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2001/0929/reise/0117/index.html

[7]

Die Kristallsucher Bd. 2, Kandutsch/Wachtler, Beschreibung zu Vorsatz hinten, über Impressum

[8]

ebd., S.154

[9]

ebd., S.157

[10]

ebd., Beschreibung zu Vorsatz vorne, über Impressum

[11]

TV Dokumentationssendung „Die Schatzsucher vom Planggenstock“, Autorin Barbara Krieger, © 2002 SFDRS www.dok.sfdrs.ch, insbesondere http://www.sf.tv/sf1/myschool/detailinfo.php?docid=3280

[12]

Wachtler/Kandutsch, Goldgrube Alpen, S.14

[13]

ebd., S.133

[14]

ebd, S.188

[15]

ebd., S.26

[16]

ebd., S.126ff

[17]

ebd., S.35f

[18]

ebd., S.128

[19]

ebd., S.17f

[20]

ebd., S.63

[21]

ebd., S.21

[22]

ebd., S.26

[23]

ebd., S.19

[24]

ebd., S.20

[25]

ebd., S.96ff

[26]

ebd., S.28

[27]

ebd., S.30f

[28]

Seebergung in internationalen Gewässern
Bei dem Wort Schatzsuche denken viele Menschen an Wracks. Tatsächlich hatten die meisten gesunkenen Schiffe keine Schätze an Bord, das kam vielleicht einmal pro 1000 Schiffe vor.

Noch heute geht etwa an jedem einzelnen Tag irgendwo auf der Welt ein Schiff unter. Die Anzahl der auf dem Meeresgrund liegenden Schiffe ist astronomisch und häufig muss bei einem Wrackfund erst einmal geklärt werden, ob es denn überhaupt das gesuchte Schiff mit der reichen Ladung ist. In dicht befahrenen Wasserstraßen, z.B. in den Mündungen der großen europäischen Flüsse, liegen die Wracks teilweise dermaßen dicht, dass sie ineinander übergehen. Das Fundspektrum ist dann entsprechend schwer zu deuten.

Die Seebergung ist extrem kostenintensiv, langwierig und lässt sich nicht geheim halten. Die größten historisch verbürgten „Schätze“ sind gesunkene Schiffe, genauer gesagt die spanischen und portugiesischen Edelmetalltransporte aus den Kolonien in Mutterland. Davon sind 5-10% gesunken. Über die Verluste wurde genau Buch geführt. Die Akten sind im Archivo de Indias in Sevilla erhalten und haben diese Institution zum Mekka aller Jäger nach spanischem Gold gemacht.

Übrigens nicht nur nach gesunkenem Gold, sondern auch was mittlerweile wieder vom Dschungel verschlungene Minenstädte anbelangt. In der Geschichte der Ausplünderung der Ureinwohner durch Zwangsarbeit in den Minen kam es immer wieder vor, dass diese irgendwann nach langem Leiden den Aufstand wagten, alle anwesende Europäer unbürokratisch erschlugen, die Minen unbrauchbar machten und ihre Eingänge verbargen, und dann das Weite suchten. Das passierte in den südlichen Staaten der heutigen USA sowie in Mittel- und Südamerika. Falls ein solcher Ort bis heute unentdeckt geblieben ist, so eröffnet er exzellente Fundaussichten. Auch deswegen, weil Gold für die Ureinwohner keinen realen Wert hatte und sie zusehen mussten zu fliehen, ehe die Strafexpedition der Kolonialmacht eintraf. Unter Schatzsuchern und dem Autor ist ein solches Gebiet in hinreichend guter Lokalisierung bekannt. Leider liegt es nicht in Bayern, sondern in Honduras. Ende des Exkurses.

Zurück zur Seebergung. Lange Zeit beschränkten sich Privatsucher auf Kleinfunde, die aus Wracks stammten. Die Großfunde wurden erst seit den 1960er Jahren (Kip Wagner) gemacht, und der rasante Fortschritt in der Ortungstechnik, insbesondere Sidescansonars und Magnetometertechnologie, erlaubte seitdem immer spektakulärere Wrackfunde. Der erste „Superfund“ gelang Mel Fisher in den 1980er Jahren mit der „Nuestra Senora de Atocha“, übrigens nach jahrzehntelanger, unwissenschaftlicher Suche und privaten Tragödien (Tod von nahen Familienangehörigen bei Tauchunfällen Jahre vor dem großen Fund). Die Bergung solcher Wracks ähnelt weniger dem eines Einzelgegenstands sondern eher der Förderung eines seltenen Erzes und zieht sich über Jahre hin. Die spanische Regierung hatte sich bis dahin nicht um solche Dinge gekümmert, und erhielt von diesen Wracks wenig bis nichts. Davon aufgeschreckt verkündete sie daraufhin, dass sie alle Galeonenladungen nach wie vor als ihr Diebesgut bzw. Eigentum ansieht und zu 100% beansprucht. Dass die Bergungsunternehmen dies nicht sehr ernst nahmen, sah man schon daran, dass sie weiterhin suchten.

Vor einigen Jahren, etwa um 2005, entdeckte das weltgrößte Bergungsunternehmen Marine Odyssey [5] eine reiche Goldgaleone. Natürlich dachte man nicht in Traum daran, die Funde flugs der spanischen Regierung zu übergeben. Da man von ihren Ansprüchen wusste, wurden im Gegenteil alle Funde in Windeseile in die USA gebracht, möglichst weit weg von der spanischen Machtsphäre. Dieses Funde-bei-Nacht-und-Nebel-in-Sicherheit-bringen ist ein typisches, ewig gleiches Bild in der Geschichte der Schatzsuche. Der genaue Fundort wurde zumindest zunächst niemandem mitgeteilt, auch der spanischen Regierung nicht. Der Rest bestand aus juristischem Taktieren.

Lesern, die sich detailliert über die tatsächliche Suche (inklusive der so wichtigen Finanzierung) und Bergung eines „Schatzschiffes“ informieren wollen, kann der Autor das Buch „Das Goldschiff – Die größte Schatzsuche des 20. Jahrhunderts“ von Gary Kinder empfehlen. Darin wird das Aufspüren der SS Central America durch den Ingenieur Tommy Thompson beschrieben. Das Schiff transportierte Passagiere aus dem Kalifornien des Goldrausches und hatte entsprechend viel Edelmetall an Bord. Thompson ist ein ungewöhnlich wissenschaftlich vorgehender Sucher und konnte z.B. durch das Erstellen von Wahrscheinlichkeitskarten das Suchgebiet stark einschränken. Darin unterscheidet er sich dramatisch von Mel Fisher, der von Theorien wenig hielt und lieber jahrzehntelang suchend durch die Gegend schipperte, es allerdings auch immer wieder schaffte Kapitalgeber zu finden. Thompson war früher Mitarbeiter von Fisher gewesen.

[29]

Name und biographische Daten von „Schatzjäger H.“ sind dem Autor bekannt. Schatzjäger H ist der Prototyp eines Schatzjägers und Verfasser des nach Meinung des Autors besten autobiographischen Buches zum Thema der realen und erfolgreichen Schatzjagd. Schatzjäger H suchte in Mittel- und Südamerika nach nativem Gold, nach Grabbeigaben, und nach versteckten Wertsachen von Piraten – und zwar erfolgreich und so detailliert beschrieben, dass die Suchen teilweise überprüfbar waren. Dies ist ein entscheidender Punkt, denn wie alle weitgehend im Verborgenen stattfindenden Aktivitäten lädt auch die Schatzsuche zu Übertreibungen oder Erfindungen ein. Ohne Verfikation hätte der Autor diese Quelle nie berücksichtigt.

So suchte z.B. ein in Quito lebender Schatzjäger und Gewährsmann des Autors teilweise die beschriebenen Suchorte Jahre später auf und sprach mit Leuten aus der ländlichen Bevölkerung, die bestätigten, einst als Ausgräber für Schatzjäger H. tätig gewesen zu sein. Unabhängig davon bestätigten andere, involvierte Personen die Korrektheit der zentralen Angaben, teilweise wiederum viele Jahre nach den Ereignissen. Alle vom Autor nachgeprüften Angaben erwiesen sich als korrekt. Der Autor ist so sehr, wie es in diesem Quellengenre nur möglich ist , überzeugt, dass die Schilderungen der Quelle der Wirklichkeit entsprechen.

Dem Autor ist trotz langjährigem Literaturstudiums keine qualitativ auch nur ähnlich hochwertige, von so vielen realen Schatzsuchererlebnissen erzählende Quelle aus der persönlichen Perspektive eines auf einem so hohen Niveau operierenden Landschatzsuchers bekannt. Diese Quelle ist eine Perle und ein Geheimtipp, und das soll sie auch bleiben. Zitate werden deshalb so wiedergegeben, dass sie nicht googlefähig sind und es erfolgt ausnahmsweise keine Quellenangabe, auch wenn dadurch einige Leser die Quelle als nicht überprüfbar ablehnen werden.

[30]

Flurin Maissen, 1955, Mineralklüfte und Strahler der Surselva, S.139

[31]

ebd., S.86

[32]

ebd., S.50

[33]

ebd., S.91

[34]

ebd., S.139

[35]

TV Dokumentationssendung „Des Strahlers Glück“ , von Gieri Venzin, © 2005 montefilm

[36]

F.A. Mitchell-Hedges ,„Männer, Ungeheuer und Ruinen“, 1956, S.267f

[37]

TV Dokumentationssendung „Berge im Berg – Die Riesenkristalle vom Pez Regina“ von Peter Kreiliger, © 2003 Televisiun Rumantscha

[38]

TV Dokumentationssendung „Der Ton der Kristalle – Der Strahler Giusep Venzin“ von Peter Kreiliger, © 2000 Televisiun Rumantscha

[39]

TV Dokumentationssendung „Bergkristall – Paul Membrini – Ein Strahlensucher auf extremen Wegen“, Gerhard Baur Film im Auftrag des Bayerischen Rundfunks, © 1997

[40]

Kristallsucher Bd. 1, Wachtler und Kandutsch, S.23f

[41]

ebd., S.36

[42]

ebd, S.128

[43]

ebd., S.32

[44]

ebd., S.23

[45]

ebd., S.24

[46]

ebd., S.25

[47]

ebd., S.26

[48]

Einen Überblick über die Welt der realen Schatzsuche findet sich im Abschnitt „Treasure Hunting“ auf der englischsprachigen Website des Autors. Im Abschnitt „Classic Treasure Stories“ findet sich eine Einschätzung der realen Fundchancen für die klassischen Schätze von Cocos Island (aussichtslos) bis zur Menora des jerusalemer Tempelschatzes (zumindest ehemalige Existenz nachgewiesen).

Ebenfalls in englischer Sprache ist die Schilderung eines vom russischen Schatzsucher Sergei per Metalldetektor gefundenen Münzschatzes auf dessen Website unter
http://metaldetectingworld.com/detecting_in_stpetersburg_p1.shtml

[49]

Ein historischer Silberbarren mit Stempeln der spanischen Münze in Lima wurde in einer Folge von mareTV zum Thema Karibik gezeigt. Dieser Barren wurde vom Schatzsucher Bert Kilbride im Bereich der British Virgin Islands gefunden. Mr. Kilbride ist etwa Jahrgang 1910-1915 und taucht und sucht immer noch regelmäßig. Mit grob geschätzt 50 Kg ist Mr. Kilbrides Barren allerdings deutlich schwerer als jeder einzelne der etwa 2 Kg schweren vom Schatzjäger H [29] gefundenen Barren. Um Missverständnisse mit den Steuerbehörden zu vermeiden äußert sich Mr. Kilbride nur sehr zurückhaltend über seine Funde. In Deutschland sind Schatzfunde übrigens steuerfrei.

[50]

Neben etwaigen Fundabgaben müssen Strahler mancherorts eine Sucherlaubnis (Suchpatent) für einen bestimmten Zeitraum erwerben. Nachfolgend eine URL zu aktuellen (2009) Schweizer Tarifen.
http://www.svsmf.ch/uploads/media/Patente_Verbote.pdf

[51]

Kip Wagner, L.B.Taylor, "Millionen auf dem Meeresgrund", 1966, S.119

[52]

Hier nur einige Beispiele für die immensen Fundleistungen durch Einzelpersonen.

Schatzschiffe:
Der Bauunternehmer Kip Wagner findet in den 1960er Jahren vor Florida zahlreiche Wracks der Schatzflotte von 1715. Mel Fisher findet in den 1970er Jahren die "Nuestra Senora de Antocha". Barry Clifford findet die "Whydah".

Die heute wohl bekannteste Einzelperson unter den archäologischen Entdeckern, insbesondere im maritimen Bereich, ist der Franzose Franckh Goddio. Einst ranghoher Beamter im französischen Staatsdienst, wurde es ihm irgendwann zu langweilig, und er entschied sich Entdecker zu werden. Bekannt wurde er mit dem Fund einer mit Porzellan beladenen Dschunke im Chinesischen Meer. Größtes Aufsehen in archäologischen Kreisen erregte er, als er vor einigen Jahren, vom Bohrmaschinenhersteller Hiltl gesponsert, vor der ägyptischen Küste u.a. versunkene Teile Alexandrias entdeckte. Die spektakulären Funde wurden auch in Berlin ausgestellt.
Selbst Herr Goddio sieht sich immer noch den Anfeindungen der archäologischen Welt ausgesetzt. Wie er in einem Interview sagte, könne er noch so viele Archäologen beschäftigen, noch so sehr mit den Behörden vor Ort zusammenarbeiten und die Dokumentation noch so professionell durchführen, einige Archäologen werden ihn wohl immer als "Schatzsucher" schmähen.


Meteoriten:
Wohl kein anderer Bereich der Wissenschaft verdankt der Privatinitiative von so wenigen so viel. Tatsächlich sind es gerade mal zwei Männer, die die Welt der Meteoriten revolutionierten: Harvey Harlow Nininger (1887-1986) und Robert ("Bob") A. Haag (* um 1957). Beide führten geradezu exemplarisch vor, welche Impulse Privatleute und privat gemachte Funde einer Wissenschaft geben können, wenn sie sich noch in ihrer Pionierzeit befindet (wie die deutsche Archäologie heute).

Herr Nininger war Schullehrer, als er mit etwa 35 Jahren zufällig einen Meteoritenfall beobachtete und somit seine Bestimmung fand. Zu diesem Zeitpunkt waren in ganz USA nur etwa 50 Meteoriten bekannt, wie heute übrigens in Deutschland. Ab etwa 40 Jahren widmete er sich ausschließlich dem Sammeln von Meteoriten, dem Gründen des ersten Meteoritenmuseums der USA, dem Halten von Fachvorträgen etc.. Im Laufe seines Lebens sammelte er unfassbare 3000 Meteoriten. Seine Sammlung wurde später geteilt und bildet heute den Grundstock der beiden weltweit größten Sammlungen, die des Smithonian und des British Museums.

Die meisten Meteoriten kaufte er von Farmern. Vor ihm war noch niemand auf die Idee gekommen, diese zu fragen. Einige Stücke musste er wieder verkaufen, um seinen Lebensunterhaklt bestreiten zu können. In akademischen Zirkeln wurde er nie anerkannt, erhielt auch so gut wie keine Fördergelder und lebte mit seiner Familie lange am Existenzminimum. Als er am Anfang seiner Sammeltätigkeit Mittel beim Smithonian beantragte, schreib ihm der Direktor zurück "Junger Mann, wenn ich Ihnen das Geld geben würde, was Sie haben wollen, dann würden Sie in Ihrem Leben vielleicht einen Meteoriten finden." So sehr kann man Privatinitiative unterschätzen.

Bob Haag ist noch heute aktiv und gilt als der wohl bedeutendste Sammler und Händler von Meteoriten weltweit. Er reist ständig um die Welt, um Findern ihren Fund abzukaufen. Da er auch Händler ist, wird er von der akademischen Welt angefeindet, obwohl er bereits viele Meteoriten gespendet hat. Immer das gleiche Lied.


Goldnuggets:
Die wohl größten Goldnuggets wurden von Privatleuten gefunden, insbesondere in den letzten Jahrzehnten mit PI Detektoren und hochfrequenten VLF Detektoren. Besonders bekannt ist das australische Nugget "Hand of Faith" mit gut 27 Kg.

[53]

Lapis Sonderheft "Surselva", extraLapis No. 31, 2006, Redaktion Michael Wachtler

[54]

http://www.michaelwachtler.com (Februar 2017)

[54a]

http://www.dolomythos.com/de/dolomythos-geschlossen.asp (Februar 2017)

[55]

http://www.michaelwachtler.com/de/highlights/goldfund-alpen.asp (Februar 2017)

[56]

http://www.1799.ch/ (Februar 2017)

[57]

TV Doku "Ein Kristallsammler in den Mühlen der Justiz"

[58]

https://www.greenpeace-magazin.de/pruegelknabe (Februar 2017)

Änderung 21.2.09

Die Verweise zu den Anmerkungen sind nun als Links ausgeführt.

Ergänzung 3.3.09

Zeile zu Kip Wagners Schatzsuche vor Florida in den 1960er Jahren zu der Tabelle der realen Suchen hinzugefügt.

Ergänzung 29.8.09

Bild "Schatzgräber" hinzugefügt.

Ergänzung 6.9.09

Kapitel "Privatsucher vs. akademische Welt" hinzugefügt.

Korrektur 19.9.09

Einige Personennamen von Strahlern korrigiert. Diese stammen aus dem rätoromanischen Kulturkreis, mit dem der Autor nicht vertraut ist. Da sie ihm nur akustisch bekannt waren, hat er sie prompt teilweise grob falsch geschrieben. Zwar kann der deutsche Leser anhand der ursprünglichen Namen (s.u.) die korrekte Sprechweise erahnen, dennoch waren sie falsch und mussten korrigiert werden.

Exkurs: Dieser Effekt ist übrigens aus historischen Dokumenten, z.B. Ortsnamen in Karten, immer dann wohlbekannt, wenn der Berichterstatter oder Landvermesser orts- bzw. kulturfremd war. So wurde Bayern Ende des 18. Jhd. neu vermessen, und zwar von den damals kartografisch führenden Franzosen, die leider kein Wort vom dem verstanden, was die einheimische Bevölkerung so erzählte. Auf diese Weise erhielt so mancher Fluss oder Berg auf den Karten einen neuen und oftmals originellen Namen, was den bayerischen Staat als Auftraggeber nicht immer begeisterte. Ähnliches gilt für deutsche Ortsnamen in US amerikanischen Gefechtsberichten aus dem zweiten Weltkrieg. Auf Umlaute braucht man da nicht zu hoffen. Ende des Exkurses.

Anstatt "Guisep Venzin" muss es "Giusep Venzin" heißen, "Alfons Derrons" heißt korrekt "Alfons Derungs" und "Mihel Flip" heißt in Wirklichkeit "Michael Flepp". Der Autor entschuldigt sich bei den Betroffenen.

Die korrigierten Schreibweisen wurden der Quelle [53] entnommen, die mehrere Berichte über spektakuläre Sucherfolge von Strahlern enthält.

Update 2.2.17

Abschnitte Kurzportrait Michael Wachtler sowie Probleme nichtstaatlicher Museen hinzugefügt.

(C) Thorsten Straub, www.sondengaenger-deutschland.de