Digitales Geländemodell Grundlage für die dreidimensionale Kartierung von Funden.

Amateurarchäologie mit Metalldetektor



Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen, da ich selber Amateurarchäologe bin. Was darunter zu verstehen ist wird nachfolgend beschrieben. Da jedoch Amateurarchäologen nur einen kleinen Teil der Sondengänger ausmachen, wird die Beschreibung eher knapp ausfallen. Man könnte damit eine eigene Website füllen.

Ein Teilgebiet der Archäologie ist die Prospektion. Hier geht es nicht um metertiefe Grabungen oder um das Erforschen dreidimensionaler Erdstrukturen. Es geht um das im Vergleich zur traditionellen Grabung extrem schnelle Erkennen des archäologischen Potenzials eines Areals durch Beobachtung der Erdoberfläche (Begehung, Luftbildprospektion) oder, mit Hilfe der Ortungstechnik, der oberflächennahen Erdschichten. Die Prospektion liefert u.a. die Hinweise, wo eine Grabung lohnen könnte.

Was unter „oberflächennahen Erdschichten“ zu verstehen ist, hängt entscheidend von der eingesetzten Ortungstechnologie ab. In der Archäologie bedient man sich u.a. der Elektrik, der Magnetik, oder, vergleichsweise selten, des Bodenradars. Die Eindringtiefe liegt typischerweise bei wenigen Metern, beim Bodenradar kann sie je nach Feuchtigkeit des Bodens sehr viel größer oder kleiner sein. Mit zunehmender Bodenfeuchtigkeit nimmt sie dramatisch ab, so dass es, wenn überhaupt, in ariden Gegenden, aber nur selten in Deutschland eingesetzt wird. Im feuchten Europa dominieren Magnetik und Elektrik. Das BLFD war in den 90er Jahren in der Magnetik – eine faszinierende Technologie – weltweit führend, diese Abteilung wurde inzwischen aber weitgehend kaputtgespart, was angesichts der exzellenten Arbeitsergebnisse höchst bedauerlich ist. Allen diesen Prospektionsmethoden ist gemeinsam, dass sie nicht in den Boden eingreifen und dass sie für den Privatmann weitgehend unerschwinglich sind.

Ein vergleichsweise sehr erschwingliches, dennoch aber hocheffizientes Prospektionswerkzeug ist der Metalldetektor. Bei der Prospektion werden, so sich der Bediener für das Ausgraben entscheidet, viele Objekte aus ebenso vielen, sehr flachen Löchern ausgegraben. 100 Funde pro Tag sind nicht ungewöhnlich. Da die Löcher meist sehr flach sind, meist um die 20-30 cm, benutzen viele Sondengänger oft keinen Spaten, sondern eine Grabhacke. Das Ausgraben ist schon deswegen zwingend notwendig, weil man aufgrund der Anzeige alleine nur viel zu vage sagen kann, was man denn nun eigentlich geortet hat. So haben z.B. auf meinem Gerät eine Musketenkugel Napoleons und die moderne Hülse einer Jägerpatrone den gleichen angezeigten Leitwert. Darüber hinaus wollen Sucher jeder Coleur, auch der Hobbyforscher, gefundene Gegenstände natürlich auch behalten.

Aus der Sicht des forschenden Amateurarchäologen ist der Metalldetektor die moderne Ergänzung zu der althergebrachten visuellen Suche auf Feldern. Sie hat dieser gegenüber zwar die Nachteile, nur metallische Objekte zu liefern, mit Erdeingriffen verbunden und langsamer zu sein, kann jedoch auch unter der Oberfläche und in Arealen außerhalb von Äckern eingesetzt werden – ein unschätzbarer Vorteil. Dies erschließt dem Forscher neue Areale jenseits der oft schon visuell leergesuchten Äcker.

Der Ablauf ist bei mir wie folgt. Andere Amateurforscher werden andere, aber prinzipiell ähnliche Schritte unternehmen.

Auswahl der zu prospektierenden Fläche durch Recherche. Hier gibt es riesige Unterschiede bei den Suchern. Ausgesprochene Forschertypen, und um die geht es hier, treiben einen Rechercheaufwand, der an Besessenheit grenzt. Hunderte von Büchern werden gelesen, Exzerpte angefertigt, in EDV Systemen archiviert. Die Fundorte eines jeden einzelnen von 653 bronzezeitlichen Beilen auf einer elektronischen Karte (GIS) eingetragen. Auf Knopfdruck kann der Forscher / Enthusiast / Verrückte sich die bisher bekannten Funde einer jeden Zeitstellung vom Neolithikum bis zum 2. Weltkrieg einblenden lassen, inklusive Zusatzinformation („Bronzehort wurde beim Torfabbau in 2 m Tiefe gefunden“) und Quellenangabe. Ist der Maßstab klein genug, sieht man vor lauter Einträgen keine Karte mehr.

Beginn der Suche vor Ort. Zunächst geht es darum zu ergründen, ob hier „überhaupt jemals was war“. Dazu läuft man nicht flächendeckend-mäandernd, sondern in eher gerade Linien durch das Suchareal auf der Suche nach einem „Hot Spot“. Wenn bis zum Abend nichts gefunden wurde, bricht man die Suche auf dem Areal ab und beginnt wieder bei 1). Gehen wir nun davon aus, dass genug Relevantes gefunden wurde um eine gründliche Suche, die eigentliche Prospektion, zu starten. In der Praxis ist das oft nicht der Fall.

Noch Abschluss der Vorsuche beginnt nicht gleich die Prospektion. Statt dessen tauscht man Detektor gegen Kompass, GPS, Collegeblock, Bleistift und Lineal und erstellt, basierend auf den besten käuflichen Karten, eine eigene Karte des Geländes mit allen topographischen Merkmalen. Dies kann sehr zeitaufwendig sein und einige Tage dauern, ist aber notwendig. Wissenschaftlich gesehen ist die Fundkarte das eigentliche Arbeitsergebnis und die Grundlage der nachfolgenden Interpretation, was für Ereignisse im Untersuchungsgebiet stattgefunden haben. Man kann seine Funde nicht einfach in käuflichen Karten eintragen, da deren Maßstab zu klein ist. Ich bevorzuge Karten in einem Maßstab von 1:1000 oder 1:2000. Die topographische Karte mit dem größten Maßstab ist 1:25.000, viel zu grob. Es gibt zwar noch andere Karten, z.B. Flurkarten, die aber nicht genug topographischer Merkmale beinhalten.

Zur Fundvermessung ist GPS meist zu grob, die Kompass-Schrittmaß Methode ist erheblich genauer. Die Karten erstellt man, indem man viele Punkte relativ zueinander vermisst und das Areal so mit einem gedanklichen Netz überzieht. Nach der Vermessung hat man eine grobe Skizze auf Papier, aber für 100 oder 200 Punkte Angaben darüber, wie sie relativ zu anderen stehen, also z.B. „Referenzpunkt 46 liegt von Referenzpunkt 45 aus gesehen in Richtung 137 Grad in einer Entfernung von 22m“, oder kurz „R46=(R45,137,22m)“. Diese Angaben gibt man zuhause in die Kartensoftware ein, die dann alle Punkte (z.B. auffallende Bäume, Wegkreuzungen) einzeichnet und die Wegkreuzungen oder –einmündungen mit Linien verbindet. So erhält man Karten, auf denen jeder Trampelpfad, jeder Hochsitz und vor allem jedes heutige oder frühere Oberflächenwasser eingezeichnet sind. So einen Aufwand treibt man natürlich nur, wenn die Vorsuche entsprechend vielversprechend war, bei weitem nicht jedes Mal.

Eigentliche Detektorsuche

Ist die Karte mit den Referenzpunkten erstellt und sauber ausgedruckt, beginnt die eigentliche Detektorsuche. Man markiert rechteckige Areale im Wald mit Plastiktüten. Diese Areale sind so klein, dass man die Tüten von jedem Punkt sehen kann. Auf Äckern kann man eine Maurerschnur als Referenzkante verwenden, die man nach und nach verschiebt.

Dann läuft man das Areal flächendeckend mäandrierend ab, vermisst die Position der Funde relativ zu vorher gemachten Funden oder zu den in der letzten Phase gemessenen Referenzpunkten, je nachdem welcher Punkt näher ist und somit zu einem kleineren Messfehler führt. Nach meiner Erfahrung ist die Kompass-Schrittmethode sehr genau. Bei Winkelmessungen liegt der Fehler bei 1 Grad (Schweizer Armeekompass), bei Längenmessungen bei < 5%. Letzterer hängt allerdings entscheidend von der Begehbarkeit des Geländes ab. In „Haxenbrecherwäldern“ geht die Genauigkeit dramatisch in die Knie. Da man jedoch im letzten Schritt gewissermaßen ein Koordinatensystem erstellt hat, dass man am PC entzerren und mit Luftbildern und amtlichen Karten vergleichen kann, ist die Gesamtgenauigkeit, mit der die Fundverteilung aufgenommen wird, verblüffend gut. Freilich nicht so gut wie mit einer Totalstation auf einer richtigen Grabung, aber allemal gut genug.

Die meisten Funde kann ein erfahrener Sondengänger selber datieren und bestimmen. Wenn er auf ein Stück besonders stolz ist oder doch mehr Informationen braucht, so zeigt er es in den Sondengängerforen. Es sei denn, dies verbietet sich aufgrund des Verhaltens der Behörden.

Die Funde selber werden gereinigt, konserviert, dokumentiert. Siehe „Aufwände des Sondengängers nach dem Fund“.

Alle Funde werden in die Kartensoftware am heimischen PC eingetragen. Meine persönliche Methode ist, die Fundkategorie durch ein Symbol auszudrücken (Werkzeug, Münze etc.) und die Zeitstellung durch eine Farbe. So kann man gut sehen, wie sich die Nutzung des Areals im Laufe der Zeit änderte. Entsprechende Karten sind am Ende des Artikels verlinkt.

Wenn das Gelände uneben ist, muss auch die Höheninformation berücksichtigt werden. Dies kann mit Höhenlinien geschehen, ist aber mit dreidimensionalen Darstellungen deutlich ansprechender. Dazu erstelle ich digitale Höhenmodelle bzw. digitale Geländemodelle DGM. Das Relief wird mit einigen Stützstellen definiert und dann mit zweidimensionaler Interpolation erzeugt.

Liegt die Fundverteilung als zwei- oder dreidimensionale Karte vor, beginnt die historische Interpretation. Man überlegt also, was da „früher mal war“. Nun ist die Detektorsuche eben nur eine Prospektion, und die kann nicht so detaillierte Antworten wie eine Grabung geben. Dafür ist sie freilich auch sehr viel schneller durchgeführt. Man kann für jede zeitliche Periode die Nutzungsintensität abschätzen, aber welcher Art die Nutzung nun genau war meist nur sehr beschränkt. Man kann z.B. ablesen, dass das 300x300 m Areal in römischer Zeit sehr punktuell benutzt wurde, dann 1000 Jahre keine nennenswerte Aktivität mehr sah, in der Neuzeit wieder zögernd benutzt wurde und wo dort im 2. Weltkrieg Amerikaner eine Feuerstellung für ihr schweres MG hatten.

Reales Beispiel: Auf meiner Website "Sondengänger" zeigt der mehrseitige Artikel "Militärische Bodenfunde der 17. SS Division Teil 2" die Durchführung einer solchen Prospektion in der Praxis. Die Randbilder können durch Anklicken vergrößert werden.

Folgende Links verweisen auf typische Prospektionsergebnisse, die innerhalb dieses Artikels vorgestellt werden:

Fundkarte und Legende

Karte mit Funduntermenge: Absichtlich verborgene Gegenstände, d.h. keine Verlustfunde

3D Fundkarten

Fundliste

(C) Thorsten Straub, www.sondengaenger-deutschland.de