Jeder Sondengänger hat seine Lieblingsgeländeform. Einige mögen die Suche an Stränden, andere ziehen Ackerflächen vor, und ich mag am liebsten Wälder mit Geländerelief. Meiner Meinung nach machen Hügel und Bachtäler eine Landschaft im Gegensatz zur flachen, unnatürlichen Ackerfläche erst interessant. Aus der Sicht des Sondengängers helfen solche landschaftlichen Details das Areal zu "lesen". Durch sie kann er vorausahnen, ob und wo sich welche Art menschlicher Aktivität abgespielt hat. Je unebener ein Areal, desto weniger wurde es wahrscheinlich vom Pflug gestört. So ein Gelände ist "alt". In diesem Artikel möchte ich Sie zu einem Suchausflug in ein sehr rauhes Gelände mit einer attaktiven Vergangenheit einladen.

Das fragliche Areal liegt am Übergang einer bedeutenden, römischen Straße über einen Fluss. Um diesen Übergang zu bewachen errichteten die Römer eine Befestigung auf dem Hochufer oberhalb des Übergangs. Befestigung und Übergang wurden bis in das Mittelalter benutzt. Für die Befestigung selber - sicher schon Dutzende Male inoffiziell abgesucht - war keine Suchgenehmigung zu bekommen, aber ich durfte zu meiner Überraschung das Gelände unterhalb von ihr mit dem Metalldetektor unter die Lupe nehmen. "Da ist ohnehin alles weggeschwemmt" hatte der Archäologe gesagt. Da war ich anderer Ansicht.

Römerstraße Heute ein Forstweg.

Das Bild zeigt die ehemalige, mutmaßliche Römerstraße an der Stelle, wo sie das Hochplateau verlässt und zum Fluss hinabführt. Holperten hier jahrhundertelang die Ochsenkarren herauf und hinunter? Heute ist das ein Kiesweg. Ich sage "mutmaßliche", weil es immer noch ein paar Zweifel gibt. Gemäß der offiziellen Lehrmeinung ist das die Römerstraße und tatsächlich gibt es Umstände, die dafür sprechen.

Dennoch bin ich nicht davon überzeugt. Der Fluss ist für seine Überschwemmungen berüchtigt, die in der Antike noch wesentlich schlimmer gewesen sein müssen als heute. Die "offizielle" Trasse führt stracks in den Gefährdungsbereich und bleibt dort länger als notwendig. Meiner Meinung nach hätten die brillianten römischen Straßeningenieure eine etwas höher liegende Trasse gewählt, so dass der gefährdete Abschnitt auf das absolut notwendige Minimum beschränkt werden konnte. Nach dem Studium der Topographie glaube ich diese Trasse auch gefunden zu haben. Jahre später fand ich ein wenig bekanntes, lokalarchäologisches Werk, das die gleiche Theorie vertritt.

Als ich diese Alternativroute jedoch kürzlich absuchte, fand ich keinerlei römische Objekte. Andererseits wurde und wird die offensichtlich interessante und relativ einsame Gegend seit 20 Jahren von ganzen Kompanien von Sondengängern abgesucht, die möglicherweise Artefakte, die diese Theorie stützen könnten, an sich genommen haben.

(C) Thorsten Straub, www.sondengaenger-deutschland.de