Ungewöhnliche Entdeckung (7/11)

Jenseits der Trasse der ehemaligen Römerstraße wurden die Funde sehr schnell sehr dürftig. Lange Zeit kam wieder gar nichts. Dann lieferte der Detektor ein typisches Jägerhülsensignal, also ein Nichteisenobjekt, das in seiner Größe zwischen einer Münze und einer Getränkedose liegt. Davon hatte ich in diesem Suchgebiet schon mehr als genug gefunden. Entsprechend unaufgeregt fing ich an zu graben. Während des Grabens beförderte ich kleine, dunkle Brocken aus dem Loch, die kein Humus waren, denen ich aber zunächst keine Beachtung schenkte.

Nach einer 20 cm starken dunkle Humusschicht kam heller Lehmboden, und das Objekt war noch nicht erreicht. Das war schon mal ungewöhnlich. Normalerweise liegen die Hülsen immer in der Humusschicht. Nun hatte der Fund meine Aufmerksamkeit.

In dem Lehmboden schien sich ein dunkler Kreis abzuzeichnen. Da hier nicht nur Archäologen mitlesen, muss dazu kurz etwas erklärt werden.

Geliebte dunkle Flecken

In der Archäologie ist man immer hell begeistert, wenn sich dunkle Kreise im hellen Boden abzeichnen. Das kann viele wunderbare Dinge bedeuten:

Es kann sich um eine verfüllte Grube handeln. Selbst wenn das Füllgut für die Zeitgenossen Unrat war, so kann so eine Grube heute interessante Objekte beinhalten. Auch ehemalige Latrinen können interessante Dinge beinhalten (und verlieren nach Jahrhunderten allen Schrecken.)

Weiterhin kann es sich, wenn viele kleine Kreise eine Linie bilden, um die letzten Überbleibsel von Holzhäusern handeln, nämlich um die Überreste ihrer Stützpfosten. In Deutschland wird erst seit den Römern in Stein gebaut, vorher gab es hier nur die so genannte „Holz-Erde-Architektur“. Pfostenreihen sind die einzigen sichtbaren Überbleibsel solcher bronze-(2300 v.Chr.-800 v.Chr.) oder eisenzeitlichen (800 v.Chr. – 0) Häuser [5].

Weiterhin kann es ein Brandgrab bedeuten, und genau darauf deutete hier alles hin. Ein mit Leichenbrand gefülltes Keramikgefäß mit einer metallischen Beigabe, die geortet worden war. Die nachfolgenden Bilder werden für den uneingeweihten Leser wenig aufregend erscheinen, aber glauben Sie mir einfach mal, dass der Verdacht des Brandgrabes gerechtfertigt ist.

Um Strukturen wie hier den dunklen Kreis in heller Umgebung besser erkennen zu können ist es in der Archäologie üblich, ebene Flächen zu erzeugen. Horizontale Flächen heißen Plana (sing. Planum), senkrechte Flächen Schnitte. Bei richtigen Ausgrabungen wird das große Anfangsplanum oft mit einem Bagger erzeugt, der den dunklen Mutterboden wegschiebt. [6]

Um die Situation besser beurteilen zu können, fing ich also an selber eine Art Planum zu erzeugen. Ich entfernte den dunklen Mutterboden und grub soviel Lehm weg, dass der Rest eine horizontale Fläche bildete, die bündig mit dem dunklen Fleck abschloss. Dabei achtete ich darauf, keine Strukturen durch Verschmieren zu verunklaren. Das nachfolgende Bild zeigt das Ergebnis.



Urnenfund Planum Kugelschreiber dient als Maßstab und zeigt nach Norden. Rot markiert die ungefähren Umrisse einer metallischen, unbekannten Beigabe.

Beschreibung

Das obige Bild zeigt in der Mitte den dunklen Fleck der Asche. Umgeben ist er vom hellen Lehm. Ganz außen drängt sich etwas vom vorwitzigen dunklen Mutterboden ins Bild, was wir aber ignorieren können-

Der Kugelschreiber dient als Maßstab und als Nordpfeil. Der Fleck ist also eher klein, etwa 10 cm Durchmesser, und damit deutlich kleiner als andere Urnen. Auch ist der Fleck keineswegs vollkommen rund. Wenn es überhaupt ein Gefäß gibt, dann hat es sehr dünne Wände (1-2 mm) und es scheint bereits angebrochen zu sein. Nur oben links gibt es der Asche noch guten Halt. Die ganze Struktur ist instabil und wird nur noch vom umgebenden Lehm zusammen gehalten. Das ist für das weitere Vorgehen von großer Wichtigkeit, dazu später mehr.

Mit dem unempfindlichen Handdetektor ermittelte ich die Umrisse des Metallobjektes, dessen Ortung erst zum Auffinden dieser Struktur geführt hatte. Sie sind oben rot eingezeichnet. (Da die Ortungstiefe dieses Handdetektors einige cm beträgt, sind die tatsächlichen Objektumrisse ggf. etwas kleiner.) Seltsamerweise scheint sich das Objekt vom Urneninnere in das –äußere zu erstrecken. Hat es die Wand durchstochen?

Wie weit sich diese Strukturen in die Tiefe erstrecken ist völlig unklar. Ob die Urne 1, 10 oder 50 cm in den Boden hineinragt ist ebenso unsicher wie beim Metallobjekt. Sollte die Nichteisenanzeige des Detektors korrekt sein (was bei kompliziert geformten Objekten keineswegs der Fall sein muss [25]), so könnte es sich um eine Fibel handeln. Es könnte sich auch um den Knauf eines 1 m langen, senkrecht im Boden stehenden Schwertes handeln, aber das ist extrem unwahrscheinlich. (Und zu schön um wahr zu sein.) Man kann nur sagen, dass die Oberfläche des Metallobjektes nur noch wenige cm von der Erdoberfläche entfernt sein kann, sonst hätte der Handdetektor nicht angeschlagen. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und grub außerhalb der Urne noch einen cm tiefer, um vielleicht einen Blick auf etwas Grünes zu erhaschen. Das Objekt lag dafür dann aber doch zu tief. Ich bekam es nicht zu Gesicht.

Hier eine Nahaufnahme. Lieber Leser, ich würde Ihnen ja gerne sagen „Und hier können Sie genau den Rand des Gefäßes erkennen“, aber so ein Rand ist nicht auszumachen. Auch vor Ort nicht, obwohl ich dort den Eindruck hatte kleine, zerbröselte Randscherben zu sehen. Der Rand ist schwammig, der Fund bleibt geheimnisvoll.

Urnenfund Planum Detail

Wie eingangs berichtet, wurden beim Graben durch den Humus (und auch im Bereich der Asche) verschiedene dunkle Objekte gefunden. Diese sind hier in Großaufnahme abgebildet, Durchmesser etwa 1-2 cm. Poröses Kruschelzeugs, vermutlich Leichenbrand.

Urnenfund Nahaufnahme Leichenbrand

Blockbergung

Natürlich hat es mich brennend interessiert, was denn nun für ein geheimnisvolles Metallobjekt gefunden wurde. Ich wollte es haben, ehe der nächste es findet und ohne viel Federlesens mitnimmt. Als Finder ist man bei besonderen Funden immer mehr oder weniger aufgeregt. Da ist es besser, erstmal nicht zu graben, sondern sich auf einen Baumstumpf zu setzen und Pause zu machen, bis man wieder klar denken kann.

Jeder Versuch, das Metallobjekt herauszugraben, hätte das fragile Ensemble zerstört. In so einem Fall führt man am besten eine Blockbergung durch. D.h. man nimmt den gesamten Befund mit einer soliden Sicherheitsreserve von Erdreich an allen Seiten als einen geschlossenen Erdblock heraus, der dann im Labor (bzw. auf dem heimischen Küchentisch) sehr vorsichtig und langsam näher untersucht und zerlegt wird.

Zwischenstand

Was genau ist bisher bekannt? Herzlich wenig. An bzw. in einer dunklen Erdverfärbung mit etwa 10 cm Durchmesser wurde ein unbekanntes Metallobjekt geortet, das von der Größe her eine Fibel sein könnte. Nach dem Schatzsucherinstinkt des Autors ist es ein Brandgrab mit metallischer Beigabe und etwas Leichenbrand. Gewähr irgendwelcher Art kann aber nicht übernommen werden. Selbst wenn es Asche ist, muss sie nicht human sein. Vielleicht hat dort vor 100 Jahren auch jemand die Asche seines Lieblingshundes beerdigt und das geheimnisvolle Metallobjekt sind die metallischen Lettern „HASSO“. Wer weiß.

Wenn im nachstehenden Text von „Grab“, „Urne“, „Leichenbrand“, „Fibel“ usw. die Rede ist, so bezieht sich das auf die Vermutungen des Autors zum Zeitpunkt der Entdeckung. Diese Angaben sind nicht als Tatsachenbehauptung zu verstehen.

Eine sorgfältige Detektorsuche in der Umgebung ergab keine weiteren Gräber oder Beigaben.

Bedeutung

Für mich selber ist der Fund sehr bedeutsam und aufregend, da ich in knapp 10 Jahren der Suche vorher noch nie ein Grab gefunden habe. Allerdings wirft so ein Fund auch Fragen auf (s.u.), zu denen man als Sucher Stellung beziehen muss.

Aus der Sicht der Gesamtdeutschen Archäologie ist ein Brandgrab hingegen überhaupt nichts Aufregendes, Tausende oder Zehntausende wurden schon entdeckt. Aus einer vorgeschichtlichen Epoche [7] sind Brandgräber in z.T. recht ausgedehnten Feldern mit Hunderten von Bestattungen bekannt.

Fibeln sind Allerweltsfunde, die in den Kellern der archäologischen Institutionen zu Aberhunderten vor sich hinstauben. Auch in der Welt der Privatsucher sind Fibeln, allgemein gesprochen, nichts Besonderes. Jeder hat mehrere davon in der heimischen Vitrine. Fibeln eines besonderen Typus können hingegen durchaus selten sein.

Grundsatzentscheidung

Grundsätzlich beanspruche ich das Recht, ausschließlich durch meine Anstrengung aufgespürte Funde auch nach eigenem Gutdünken verwerten zu können. Nach 10 Jahren der Suche so etwas zu finden und es dann einfach liegen zu lassen ist so, als ob man Fortunas Lächeln nicht erwidert. Das wäre doch sehr unhöflich. Es war also schnell klar, dass der Fund geborgen werden würde. Die Frage war nur, von wem und auf welche Weise.

Fragen der Pietät

Ich kenne sehr viele archäologische Fachbücher, aber nirgends wird auch nur ein Wort zu Fragen der Pietät verloren. Das soll hier en passant erledigt werden.

Ein Großteil der Erkenntnisse und der besten Artefakte der Archäologie stammen aus Gräbern. Gräber enthalten pro Raumeinheit mehr hochwertige Artefakte als alle anderen Orte. Und sie waren besonders einfach aufzuspüren, egal ob für Grabräuber oder Archäologen, wobei die Trennlinie zwischen beiden Gruppen deutlich unklarer ist als Letztere es gerne hätten.

Die Archäologen selber verweisen auf den angeblich immensen Unterschied zwischen einer Handlung aus persönlichem, monetären Gewinnstreben (=schlecht) und der hehren Wissenschaft (=gut), die allen irgendwie zugute komme.

Die meisten archäologisch veranlassten Grabstörungen führen jedoch zu keinen Erkenntnissen, die die Allgemeinheit interessieren, nur einen winzig kleinen Kreis von Fachleuten. Ganze Friedhöfe gehen für eine Statistik drauf, die hinterher praktisch niemand liest.

Was aber noch viel wichtiger ist: die begrabenen Personen werden kaum einen Sinn für solche Feinheiten gehabt haben. Sie wollten auf ewig nicht gestört werden. Auf ewig. Egal, aus welchem Grund.

Die Archäologie basiert geradezu auf einer Störung der Totenruhe, wenn die relative Bedeutung der Quellengattung Gräber in den letzten Jahrzehnten auch abgenommen hat. Man empfindet diese Störung als Ausgräber zwar als ein bisschen anstößig, tut es aber dennoch, weil man davon so ungemein profitiert. Dieser eine Satz beschreibt die Sachlage.

Bislang musste ich mich mit solchen Fragen nicht auseinandersetzen. Ich hatte schon einen Totenschädel [26] im Wald gefunden und komplette Erkennungsmarken deutscher Soldaten [27], also auf andere Art heikle Funde, aber noch nie ein Grab.

Ich stand im Wald und sah mich um. Ich kann keine topografischen Details nennen, aber die Stelle war mit Bedacht ausgewählt. Ich spürte das Wirken einer Intelligenz. Jemand hatte sich, vor vielen Jahrhunderten, Gedanken gemacht, wo er Gustl, so hieß er ab jetzt, beerdigen wollte. Jemand mochte ihn. Jemand machte sich Mühe für ihn. Jemand nahm sich Zeit für diesen letzten Dienst. Jemand hatte ihm einen schönen Platz ausgesucht, an dem er die Ewigkeit verbringen konnte. Während auf unseren modernen Friedhöfen Gräber für einige Jahrzehnte angemietet werden, hatte Gustl seinen angestammten Platz für 10, 20, 30 oder mehr Jahrhunderte behalten können. Mir wurde schnell klar, dass ich nicht derjenige sein würde, der diese Kontinuität zu einem abrupten Ende brachte. Ich würde Gustl seinen Platz nicht wegnehmen und, sofern es in meiner Macht lag, auch nicht zulassen, dass es ein anderer tat. Gustls Asche würde nicht in meiner Vitrine landen, aber auch nicht im Keller irgendeiner archäologischen Behörde.

Das war also entschieden. Für dieses Mal.

Der Sammler in mir hätte ein komplettes Urnengrab zwar ungleich lieber in der Vitrine gehabt als eine Allerweltsfibel, aber es war ein guter Kompromiss: Gustl würde zwar seinen Behälter und seine Beigabe einbüßen, aber er konnte, in einen modernen (nichtmetallischen!) Behälter umgebettet, seinen Bestattungsplatz behalten. In der Vitrine konnte man den Leichenbrand durch schwarzen Sand ersetzen und hätte dann immer noch ein ungewöhnliches Schaustück.

Exkurs in die Filmwelt Hollywoods

Eine Szene aus der Filmkomödie "King of California", 2007: ein Vater (Michael Douglas) und seine Tochter suchen im heutigen Kalifornien nach einem spanischen Schatz des 17. Jhd. . Mit einem gemieteten Bagger ohne irgendwelche Erlaubnisse auf öffentlichem Grund grabend wird der Vater in 2m Tiefe fündig:


Meldung oder nicht?


Zurück in die Realität des hier geschilderten Fundes. Die nächste Frage war auch hier, ob man den Fund den Denkmalschutzbehörden mitteilt.

In meinem Bekanntenkreis hielt das niemand für eine besonders gute Idee. Sucher hielten die Information des BLFD (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege) für geradezu abwegig, nicht zuletzt ein Ergebnis der Sondengängerabschreckungspolitik (siehe Gedankenexperiment und Auflösung am Ende des Artikels "Denkmalschutzbehörden") des Amtes unter seiner jetzigen Leitung. Innerhalb der wenigen Jahre ab 2002, als der aktuelle Leiter sein Amt antrat, wurde das Verhältnis zwischen Sondengängern und den Denkmalschutzbehörden wohl schlechter als in jedem anderen Bundesland ohne Schatzregal . In den Ländern mit Schatzregal ist ohnehin Hopfen und Malz verloren.

Ein überaus erfahrener Suchkollege, mit dem ich manchmal gemeinsam suche, warf mir auf meine Ankündigung einer Meldung einen verständnislosen Blick zu und teilte mir unverblümt mit, dass er die Information der „Geschlossenen“ [30] für einen Fehler hielt und dass ich dadurch zumindest den Fund, wenn nicht sogar das ganze Suchgebiet, verlieren würde. Man dürfe den staatlichen Archäologen nicht trauen. Auf meinen Einwand, dass man nicht alle Archäologen über einen Kamm scheren dürfe, entgegnete er, dass diese das umgekehrt mit den Sondengängern auch täten.

In der Region München waren schon Brandgräber von Privatsuchern gefunden worden. Sehr dünnwandige Keramik, eiserne Beigaben wie eine Bügelschere, vermutlich keltisch. Sie wurden natürlich nicht gemeldet, so wie übrigens der gemeldete Bronzehort von Kirchseeon auch nicht der einzige bronzezeitliche Fund in der Region in den letzten Jahren war, der über isolierte Verlustfunde hinausging.

Zumindest auf Landkreisebene könnte der Urnenfund für den archäologischen Fortschritt relevant sein. Könnte. Eigentlich. Theoretisch. In der Praxis hilft da z.Zt. kein Sondengängerfund, weil diese offiziell vom BLFD nicht akzeptiert (gleichwohl eingefordert) werden. D.h. sie erscheinen nicht in Publikationen oder auf Fundkarten, da dies als Anerkennung oder Ermunterung der Sondengänger verstanden werden könnte. Verhältnisse wie im kalten Krieg.

Vorschlag

Das Wichtigste an den meisten archäologischen Funden in Deutschland sind meist nicht die geborgenen Objekte, die bereits zur Genüge bekannt und in den staatlichen Sammlungen vorhanden sind, sondern die durch die Entdeckung gewonnenen archäologischen Informationen. Diese jedoch kann man im Gegensatz zu den Objekten hervorragend teilen und folglich gut zum Gegenstand von Kooperationen machen.

Daher schwebte mir folgendes Arrangement vor: Objekte für den Finder, Informationen für die archäologischen Stellen (und dem Finder) und Gustl behält seinen Begräbnisplatz.

Dies hielt in meinem Bekanntenkreis niemand für realistisch.

Einerseits teilte ich die Skepsis meines Sucherkollegen. Aber auch wenn mir die Erfolgsaussichten eher gering erschienen, konnte ich die möglichen Vorteile einer solchen Übereinkunft – für beide Seiten - nicht einfach ignorieren. Daher wollte ich es zumindest versuchen. Ich entschied mich für die Meldung.

Auch wenn die Amtsarchäologen auf dieser Website oft kritisiert werden müssen, so trat und tritt sondengaenger-deutschland.de doch immer dafür ein, dass ein Sondengänger die Kooperation mit den Behörden zumindest versucht. Kooperation heißt jedoch nicht, als Hilfstrottel für die Meldung und sonst nichts zu fungieren. Als jemand, den man nach der Meldung sofort aus dem weiteren Ablauf entfernen muss, ehe er noch etwas kaputtmacht, nach dem Motto „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“. Sondern dass ein erfahrener Sondengänger als das behandelt wird, was er ist, nämlich als ein oft hochkarätiger Spezialist für Artefakte und ihre Fundorte in seinem persönlichen Arbeitsgebiet. (Siehe dazu auch das Kapitel "Handlanger, Partner oder Gegner der Wissenschaft" in dem Artikel "Schatzsucher".)

Noch nie hatte ich dem BLFD einen so vergleichsweise hochkarätigen Fund melden können. Vielleicht wurde das ja geschätzt und man ließ mit sich reden. Ich betrachtete das Ganze einfach als Experiment zur Untersuchung des Verhaltens archäologischer Institutionen im Meldefall.

Also ließ ich das Grab vollkommen unangetastet. Es wurde nicht weiter ausgegraben, als wie es die obigen Bilder zeigen. Das Metallobjekt blieb ebenfalls unausgegraben. Ich machte nur Fotos mit verschiedenen Maßstäben und Nordangabe, legte einen Zettel mit meinen Kontaktdaten hinein, dann eine Plastiktüte, um das Planum sauber zu halten. Dann schüttete ich alles wieder zu und schickte dem BLFD eine Mail mit detaillierten Erklärungen, Fotos und dem Hinweis auf die Notwendigkeit einer Blockbergung. Jede Denkmalschutzbehörde wird bestätigen, dass man sich keinen kooperativeren Sondengänger vorstellen kann.

Die Mail enthielt nur eine grobe Ortsangabe, worauf auch ausdrücklich hingewiesen wurde. Diese Angabe war ausreichend, um den Fundort auf archäologischen Übersichtskarten zu markieren. Ihn mit einem Metalldetektor aufzuspüren hätte viele Arbeitstage gebraucht. Ohne Metalldetektor war es aussichtslos.




(C) Thorsten Straub, www.sondengaenger-deutschland.de