Ausstrahlung: Montag, 14.9.09, ZDF, 18:00-19:00 Uhr.
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Inhaltsangabe
3. Plausibilität
4. Fazit
5. Der nächste Schritt...
Vorwort
Sondengänger sind nicht verwöhnt, wenn es um die Darstellung ihres Hobbys in den Medien geht. Entweder sind die Berichte sachlich richtig, aber nur kurz und von geringem Unterhaltungswert oder, viel häufiger, von Dämonisierung geprägt: "Finstere Gesellen plündern unser kulturelles Erbe" oder so ähnlich lautet meist der Tenor. Darauf wird in der Hauptseite zum Thema "Medien" näher eingegangen.
Daher wusste ich nicht recht, was ich davon halten sollte, als ich von der geplanten Ausstrahlung dieser Folge der Krimiserie "Soko 5113" erfuhr. Die letzte Folge von SOKO 5113 sah ich vor 30 Jahren. Von der Qualität der heutigen Folgen hatte ich keine rechte Vorstellung. Als Produkt für das Massenpublikum würde der Film jedoch eine relativ große Breitenwirkung haben.
Wenn schon TV Dokumentarsendungen oder Artikel in den Printmedien, die ja theoretisch immer noch der wahrheitsgetreuen Berichterstattung verpflichtet sind, die Dinge so einseitig darstellen und dabei auch die Grenze zur Albernheit nicht immer scheuen, was mag dann erst alles einem Krimiautor einfallen, der sich in einem Areal künstlerischer Freiheit bewegt?
Wenn sich selbst Produzenten von Dokumentarsendungen seriöser Sender [1] dazu hinreißen lassen, Sondengänger zu zeigen, wie sie bei 1) Nacht und 2) Nebel, 3) unter den wachsamen Augen einer Eule und 4) im Tarnanzug durch den Wald laufen, wenn ein Klischee das andere jagen darf, was wird dann alles in einem Werk der Fiktion möglich sein? Wenn man den Amtsarchäologen eine genauso große Einflussnahme auf den Inhalt gestattet, dann wird das Drehbuch vielleicht so aussehen:
"Sondengänger metzelt wegen einer 100 Euro Fibel die gesamte Belegschaft einer amtlichen Grabung nieder. Er entkommt in den nahen Wald, wo er sich ja bestens auskennt, weil er dort nachts immer herumläuft. Die Strafverfolgungsbehörden können ihn trotz aller Mühen nicht aufspüren und zum Schluss tut der Chef des BKA das, was er in solchen Fällen immer tut: er ruft den Leiter des Landesdenkmalsamtes Sachsen-Anhalt an, schließlich hat der einschlägige Erfahrungen. Der unterbricht erfreut seine - wie immer todlangweilige - Besprechung, schließt sich in einen Nebenraum ein und reißt sich das Sakko herunter, unter dem ein blaues Kostüm mit einem roten S zum Vorschein kommt. Sofort macht er sich auf der Suche nach dem Übeltäter. Den spürt er kurze Zeit später in der Schweiz auf und überwältigt ihn, zur ewigen Bewunderung aller Augenzeugen, indem er in der Art römischer Gladiatoren ein Netz über ihn wirft. Die eigentliche Arbeit ist getan, den Rest bekommt auch Polizei hin. Das Ermittlerteam übernimmt (irgendwo müssen die ja auch vorkommen), Handschellen klicken. Der Held entschwindet Richtung Sonnenuntergang, der Sondengänger Richtung Gefängnis, wo die ja ohnehin alle mehr oder weniger hingehören. Ende."
Würde es wirklich so schlimm kommen? Zunächst konnte man nur abwarten, und frühzeitig und möglichst auffällig auf die kommende Sendung hinweisen. Das geschah auf dieser Website etwa einem Monat vor dem Ausstrahlungstermin, sowohl auf der Startseite als auch im Bereich "Neues und Aktuelles".
Wie würde das Debut der Sondengänger in der deutschen Krimilandschaft ausfallen? Welches Bild würde in dem Massenmedium gezeichnet werden? Immerhin, wir waren den Autoren aufgefallen. Und man maß uns einen gewissen Unterhaltungswert zu.
Inhaltsangabe
Nachstehend wird aufgeführt, welche Personen in der Sendung wie handelten. Um dann zu prüfen, ob die Darstellung des Wesens der Sondengänger halbwegs der Realität entspricht.
Leser, die den Krimi noch nicht gesehen haben und nicht wissen wollen, wer der Mörder ist, sollten jetzt also aufhören zu lesen.
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Schön, dass Sie noch dabei sind. Kommen wir nun zu Charakteren und Handlung.
Die Charaktere
- Leute der Sonderkommision: Kommissar, Ermittlerin, Ermittler
- Sondengänger 1: Opfer
- Sondengänger 2: Suchkumpan des Opfers
- Sondengänger 3: Vorsitzender eines Vereins von Hobbyarchäologen mit Metallsonde
- Antikenhändler
- Antikensammler
- Leitende Angestellte der Denkmalschutzbehörde
Die Handlung
Hier werden die Abläufe in chronologischer Reihenfolge aufgeführt, so, wie sie sich nach Ende der Ermittlungen darstellen. Also das, was der Zuschauer erst am Ende der Sendung weiß.
- Ort der Handlung ist die Region München
- Der Sammler hatte 8 Jahren vor den im Film gezeigten Ereignissen eine Liason mit der Denkmalschützerin. Sie weist seinen Heiratsantrag zurück. Er verursacht absichtlich einen Autounfall mit ihr auf dem Beifahrersitz in Suizidabsicht - ohne sie vorher zu fragen. Beide überleben. Sie verlässt den Unfallort ohne Hilfe zu holen, er behält eine permanente Gehbehinderung zurück. Sie geht zu einer Ausgrabung nach Mittelamerika. Kein Kontakt zwischen beiden, bis sie sich zufällig einige Monate vor den Ereignissen wiedertreffen. Der Sammler beschliesst, sich an der Denkmalschützerin zu rächen.
- Gemeinsam mit Sondengänger 2, dem Suchkumpan des späteren Opfers, findet die Denkmalschützerin einige Monate vor den Ereignissen ein ungeplündertes Grab eines keltischen Fürsten mit reichen Beigaben. Vermutlich hat Sondergänger 2 es alleine gefunden, das wird jedoch nicht klar gesagt.
- Um sich an der Denkmalschützerin zu rächen, bringt der Sammler den Händler auf die Idee, dass Sondengänger 1, das spätere Opfer, der Denkmalschützerin amouröse Avancen machen soll, um die genaue Lage des Grabes zu erfahren. Mit dem Ziel, es unbemerkt zu plündern und folglich der Denkmalschützerin vor den Medien eine Blamage zu bereiten.
- Sondengänger 1 stimmt zu, versucht sein Glück und wird von ihr erhört. Sie durchschaut seine Absicht sofort, findet aber dennoch Gefallen an der Situation. Sie verliebt sich in ihn und es kommt zur Liason, obwohl sie sich bewusst ist, dass eine Beziehung zu einem Kulturplünderer einer leitenden Denkmalschützerin schlecht ansteht.
- Sondengänger 1 erfährt die Lage des Grabes von der Denkmalschützerin und teilt sie dem Händler mit. Sie wollen die Artefakte unter sich aufteilen.
- Als Sondengänger 1 sich von der Denkmalschützerin trennen will, eskaliert die Situation. Sie ersticht ihn mit einer keltischen Lanzenspitze. Sondengänger 2 wird Zeuge und erpresst sie mit dem Ziel, von ihr beim Streben nach archäologischem Ruhm fortan gefördert zu werden. Er nimmt die Tatwaffe an sich.
- Der Händler räumt das Grab in der Nacht vor dem Pressetermin aus. Am Vorabend hatten sich Denkmalschützerin und Sondengänger 2 von der Unversehrtheit des Grabes überzeugt.
- Bei Pressetermin wird das leere Grab geöffnet. Die Denkmalschützerin kollabiert, ihr Fachruf ist dahin. Zeitgleich wird die Leiche von Sondengänger 1 gefunden. Die Ermittlungen beginnen. Sondengänger 2, der sich Fachruhm und Artefakte erhoffte, zeigt sich fortan nur noch betrunken.
- Im Zuge ihrer Ermittlungen in der Sondengängerszene treffen die Ermittler auf Sondengänger 3, den Leiter eines Vereins von Hobbyarchäologen. Sondengänger 1 und 2 sind bzw. waren Mitglied gewesen. Sondengänger 3 verkörpert die Faszination der Sondengeherei, die Faszination der Suche. Während die Ermittlerin davon unbeeindruckt bleibt, lässt sich ihr Kollege vom Suchfieber anstecken und findet mit dem Detektor später sogar Beweisstücke.
- Die Denkmalschützerin sucht Sondengänger 2 auf, um ihm die Tatwaffe abzunehmen. Dabei stürzt er im betrunkenen Zustand tödlich, vermutlich ein Unfall. Sie flüchtet mit der Tatwaffe.
- Der Sammler besucht die Denkmalschützerin und eröffnet ihr, dass er alles eingefädelt hat um ihr zu schaden. Es kommt zum Showdown. Sie greift ihn mit der Lanzenspitze an, er kann ihren Angriff parieren und zieht seinen Stockdegen. Sie überwältigt ihn und verletzt ihn leicht. Während sie noch die Lanzenspitze am Hals des Sammlers hat und droht ihn zu töten kommen die Ermittler, die sie zur Aufgabe überreden.
Plausibilität
Überprüfen wir nun die Plausibilität, sowohl der Details als auch der wichtigen Punkte.
Plausibilität Details
- Die archäologischen Fakten sind im Großen und Ganzen korrekt wiedergegeben. Die Holzverschalungen von Fürstengräbern sind nach 2500 Jahren für den Laien kaum noch als solche erkennbar, aber wie hätte man das anders darstellen sollen? Wäre ich der Berater der Produktion gewesen, so hätte ich in diesem Bereich nur eine Änderung empfohlen, die aber mit Nachdruck: keltische Lanzenspitzen, hier als Tatwerkzeug von zentraler Bedeutung, waren wie alle keltischen Waffen aus Eisen und nicht, wie in der Sendung mehrfach behauptet, aus Bronze. Die Kelten waren die führenden Metallurgen und besten Waffenschmiede ihrer Zeit und hatten das "altmodische Bronzezeugs" längst hinter sich gelassen.
- In der vorab veröffentlichten Sendungsbeschreibung wurde gesagt, dass die Archäologin beim Anblick des geplünderten Grabes ohnmächtig wird. Normalerweise tun das Archäologen nicht. Täten sie das, so kämen sie aus der Horizontalen kaum mehr raus, da sehr viele Gräber geplündert sind. Nein, nicht durch die bösen Sondengänger, sondern durch die Zeitgenossen der Beerdigten. Die Präzision, mit der die Grabeingriffe erfolgten, lässt den Schluss zu, dass sie eher Wochen oder Monate als Jahrzehnte oder Jahrhunderte nach der Beerdigung stattfanden. Trotz strengster Strafen - z.B. Todesstrafe unter Karl dem Großen - kam das oft vor. Letztendlich war es nie eine gute Idee, wertvolle Dinge in leicht erkennbaren Gräbern zu verbergen, ob es sich nun um Pyramiden oder Grabhügel handelt. Da im Film gezeigt wird, dass die Denkmalpflegerin das Grab am Vorabend der Öffnung kontrolliert und unangetastet vorgefunden hatte, ist eine Ohnmacht hier aber in Ordnung.
- Weibliche Führungskräfte sind in der Denkmalpflege eher selten. Die einzige mir bekannte Leiterin eines LDA gab es in Sachsen. Nach einem verlorenen Mobbingprozess gab sie das Amt ab.
- Tatsächlich ist am Ort der Handlung, beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege BLFD in München, zur Zeit (9/09) eine Dame offiziell für die Entgegennahme von Fundmeldungen zuständig. Diese steht Sondengängern sehr kritisch gegenüber.
- Dass selbst vielversprechendste Fundstellen nicht bewacht werden, ist leider realistisch. Siehe Stichwort "Weilerswist" in dem Artikel "Archäologen, Denkmalschützer und Sondengänger".
- Leider gibt es in München keinen Sondengängerverein.
- Ortungstechnik: Die von Sondengänger 3 behaupteten "2m Suchtiefe bei kleinsten Metallteilen trotz starker Bodenmineralisierung" sind reine Fiktion, siehe Kapitel "Ortungstiefe von Metalldetektoren" . Auch werden die Metalldetektoren der Artefaktsucher nicht, wie von der Ermittlerin behauptet, zur Minensuche eingesetzt. Das technische Grundprinzip ist zwar identisch, doch sind Minensuchgeräte dafür konzipiert, winzigste Metallteile (deutlich kleiner als eine Münze) in sehr geringen Tiefen zu finden.
Plausibilität Kernpunkte
Wichtiger als irgendwelche Fachdetails ist die Stimmigkeit der dargestellten Personengruppen und Einzelpersonen sowie die ihrer Beziehungen zueinander. Das gilt nicht nur für die Beurteilung des Films, sondern auch für das Verständnis des Phänomens der Sondengänger, weswegen diese Website auch eingehend auf die beteiligten Interessengruppen eingeht.
In dem Film werden sie überzeugend skizziert. Das gilt sowohl für die Amtsarchäologen in ihrer prinzipiellen Ablehnung der privaten Suche nach Artefakten, als auch für die - unter dem Eindruck der hervorragenden Sondengängerfunde - in seltenen Fällen versuchte Kooperation.
Das Augenmerk dieser Website ist natürlich vor allem auf die Darstellung der Sondengänger gerichtet. Meiner Meinung nach ist die gut und vor allem differenziert gelungen. Die eingangs geäußerten Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil.
Die verschiedenen, mitunter widersprüchlichen Motive des Sondengängers, das Streben nach Artefakten, nach archäologischem Ruhm, vor allem aber die unvergleichliche Freude am Entdecken, haben die Drehbuchautoren durch die Einführung mehrerer Sondengänger mit unterschiedlichen Hauptinteressen sehr gut dargestellt. Sondengänger 1 wollte primär Artefakte, Sondengänger 2 war hauptsächlich am Fachruhm interessiert und Sondengänger 3 am archäologischen Erkenntnisgewinn. Sehr schön, wie er mit verklärtem Blick die Freude am Entdecken preist und damit sogar den Ermittler mit dem Suchfieber ansteckt. Ebenso realistisch das weibliche Unverständnis seitens der Ermittlerin. Er versucht es ihr zu erklären:
"Weil Sie es nie erlebt haben. Dieses Fieber. Wenn man ihn einschaltet und losgeht. Und dann die Hoffnung. Heute kriege ich ihn, den ganz großen Fund. Wenn dann das Signal ertönt, man den Spaten ansetzt, unbeschreiblich."
Jepp. So läuft das. Ein gewisser Hang eigene Wege zu gehen, gesellschaftliche Konventionen gering zu achten, andere Prioritäten zu setzen als der Durchschnittsmensch, dafür auch oft unverstanden zu bleiben und als Spinner angesehen zu werden, ist charakteristisch für den Sucher.
Hardcoresucher stehen dem Rand der Gesellschaft oft näher als dem Zentrum.
Normale Leute finden schon deswegen keine Schätze, weil es in Büros keine gibt. Sie müssen ihre Tage in Büros verbringen, weil sie Geld verdienen müssen. Sie müssen Geld verdienen, weil sie ihre Hypotheken abbezahlen müssen. Sie müssen Hypotheken abbezahlen, weil sie Eigenheime haben. Sie haben Eigenheime, weil man das eben so macht, weil es normal ist. Geschlossene Kausalkette.
Hardcoresucher haben meist keine Bürojobs, Eigenheime, Hypotheken und häufig auch nicht viel Geld. Zumindest nicht mehr, vor der Suche war das vielleicht anders. Aber sie haben die Freiheit, ihr eigener Herr zu sein und ähneln manchmal kleinen Piratenkapitänen, ohne freilich anderen etwas anzutun. Allerdings glaubt ihre Umgebung manchmal, dass sie sich selber mit der Suche etwas antun.
Kommen wir nun zu dem dargestellten Verhältnis zwischen Denkmalschützern und Sondengängern.
Schön fand ich den Gedanken einer Beziehung zwischen einer Denkmalschützerin und einem Sondengänger. Etwas mehr Liebe zwischen diesen beiden Personengruppen könnte tatsächlich nicht schaden. Umso enttäuschender, als gegen Ende des Films klar wurde, dass sie von seiner Seite nicht echt war. Plausibilität? Wäre nicht die erste Mesalliance...
Glaubwürdig sind ebenfalls die Motive der hauptsächlich Handelnden. Sowohl der Sammler als auch, als Folge, die Denkmalschützerin begehen letztendlich Beziehungstaten. Sie treibt der Wunsch nach Rache zu ihrem Handeln, materielle oder archäologische Erwägungen, also der Grabinhalt, sind für sie sekundär oder unwichtig.
Wie sagte doch die Denkmalschützerin am Ende unter Tränen: "Ich hätte ihm das Grab auch geschenkt mit allem, was drin ist. Wenn er dafür nur bei mir geblieben wäre."
Was wohl die Leiter der Denkmalschutzbehörden bei dieser Szene dachten, sofern sie den Film auch sahen? Ich kann mir durchaus vorstellen, dass so manche Hand die Fernbedienung derartig festhielt, dass die Knöcheln weiß hervortraten. Man muss zugeben, dass es nicht üblich ist, dass Mitarbeiterinnen deutscher Denkmalschutzbehörden Fürstengräber an Liebhaber zwecks Plünderung verschenken. Tatsächlich wurde bisher kein einziger auch nur ähnlicher Fall öffentlich bekannt.
In dem Film präsentieren die Denkmalschützerin, die an der Entdeckung des Grabes höchstwahrscheinlich nicht beteiligt war, und der Sondengänger, der das Grab zumindest mit gefunden hat, die Entdeckung gemeinsam der Presse. Für das allgemeine Publikum mag das glaubwürdig sein. Tatsächlich ist so etwas jedoch leider noch nie vorgekommen. Sollte es mal passieren, wird es vielleicht eine neue Phase der Beziehungen einleiten.
Die meisten Denkmalschützer würden so etwas ablehnen, weil es eine Anerkennung, ja sogar eine Art momentane Gleichrangigkeit darstellen würde. Nein, die Vorschriften scheinen zu besagen, dass sich der Archäologe dort alleine hinstellt und etwas sagt wie "Das Grab wurde von einem illegalen Sondengänger gefunden. Zum Glück erfuhren wir davon. Wir konnten so die illegale Plünderung vermeiden und statt dessen eine legale Plün.. äh fachmännische Ausgrabung durchführen."
Sie würden nicht lügen und behaupten, dass sie es selbst gefunden hätten. Aber sie verschweigen es fast immer, wenn Sondengänger ihre Informationsquellen sind und/oder etwas entdeckt haben. Jeder Denkmalschützer lernt im ersten Lehrjahr, dass man gegenüber den Medien nur negative Fakten über Sondengänger äußern darf. Und in jeder Pressemitteilung muss mindestens einmal das Wort "illegal" auftauchen. Sonst wird man am nächsten Tag ins Büro des Chefs zitiert und darf die Frage beantworten, auf welcher Seite man eigentlich stehe. Wer dann "auf der der Wahrheit" sagt, läuft Gefahr als Phantast eingestuft zu werden, der noch nicht bemerkt hat, dass Krieg herrscht und der nicht hoffen darf, das Amt noch einmal in der Fernsehöffentlichkeit repräsentieren zu dürfen.
In der Realität gab es ein einziges Mal einen "gemeinsamen" Auftritt von Sondengängern und Denkmalschützern im deutschen Fernsehen. Ausgestrahlt um 5 Uhr morgens. Das Frühstücksfernsehen berichtete im Rahmen einer Themenwoche zur Schatzsuche live aus einem Waldstück. Der Reporter befragte mal die Sondengänger, mal die Denkmalschützerin. Die stand ostentativ 10 m von den Sondengängern entfernt alleine im Wald [2] . Wie symbolisch.
So viel zu dem leider nur geringem Realismus der gemeinsamen Vorstellung des Grabes vor den Medienvertretern. Aber der Gedanke ist nett.
Sondengänger als Beiwerk
Die Sondengänger sind in diesem Film keine Protagonisten. Sie werden, nicht ohne eigene Schuld, in einen Strudel der Ereignisse gezogen, der vom Sammler initiiert und von der Denkmalschützerin zu seinen traurigen Höhepunkten getragen wird. Sie tragen die Exotik und den Unterhaltungswert einer Randgruppe bei, seit Columbo ein bei Krimis beliebtes Stilmittel. Wie alle Dargestellten sind sie mit menschlichen Schwächen behaftet, allerdings auch nicht mehr als andere. Im Gegensatz zu den Denkmalschützern bringen sie in diesem Film niemanden um.
Sondengänger als Opfer
Ausnahmsweise ist der Sondengänger das Opfer der Denkmalschützerin statt anders herum. Ein revolutionärer Ansatz des Drehbuchautors ! So etwas gab es bisher im Fernsehen noch nie. Liberté Egalité Fraternité !!!
Fazit
Das Hauptaugenmerk dieser Webseite liegt auf der weitgehend korrekten Darstellung der Sondengänger. Das ist in diesem Film gelungen.
Ausgerechnet ein Krimi des Vorabendprogramms des ZDF ist die erste deutschsprachige Fernsehsendung, in der das über 40 Filmminuten, differenziert und ohne erkennbare Parteilichkeit geschieht. Deshalb wird sie hier als erste detailliert rezensiert.
Gut angelegte GEZ Gebühren.
Der nächste Schritt...
... wäre ein Dokumentarfilm über die sondengängerische Freude am Entdecken.
Schön wäre ein Film, der für die Sondengänger das ist, was die folgende Filme für die Welt der Bergkristall- und Mineraliensucher, der so genannten Strahler, sind. Nur zu dieser europäischen Suchergruppe gibt es bisher deutschsprachige Sucherfilme.
Die Haupthindernisse eines solchen Projektes, auch im Printbereich, sind wohl die zu kleine Zielgruppe und das oft gering ausgeprägte Bedürfnis der erfolgreicheren Sucher, sich öffentlich zu machen.
Strahlerfilme
- "Des Strahlers Glück"
- "Bergkristall - Der Strahler Paul Membrini auf extremen Wegen"
- "Berge im Berg - Die Riesenkristalle vom Pez Regina"
- "Die Schatzsucher vom Planggenstock"
- "Klang der Kristalle"
Nachtrag 26.9.09
Am selben Tag, als diese Rezension online ging, am 24.9.09, ging die Meldung durch die Medien, dass im sondengängerfreundlichen England einem Sondengänger - mal wieder - ein äußerst spektakulärer Fund gelungen ist, der das Bild von der Vergangenheit grundlegend ändern könnte. Siehe Fund von Terry Herbert in der Liste spektakulärer privater Entdeckungen und in der Videographie des Artikels "Sondengänger in England". Text noch etwas erweitert.
Quellen und Anmerkungen
[1]
ARTE Sendung Metropolis
[2]
Die Sondengänger waren Mitglieder der hessischen IG Phoenix um Walter Franke. Siehe Artikel "Sondengängerorganisationen". Die Denkmalschützerin vertrat das LDA Hessen, das (äußerst widerwillig und erst nach einer gerichtlichen Erinnerung an die Gesetzeslage) Sucherlaubnisse an Sondengänger vergibt.