Sondengänger Karikatur Die Zeichnung von Sergio Aragones hebt auf die geringe Eindringtiefe von Metalldetektoren ab. Der Sucher geht glücklich mit einer einzelnen Münze von dannen, nicht ahnend, dass er über Atlantis hinwegläuft.

Ortungstiefe von Metalldetektoren

Will man dieses komplexe Thema mit einem Satz beantworten, so lässt sich sagen, dass ein Allround-Metalldetektor der Spitzenklasse eine Münze mittlerer Größe etwa in 20 cm Tiefe findet, ein Hufeisen etwa in 35 cm Tiefe, und dass die allermeisten von Sondengängern gefundenen Objekte in diesem Tiefenbereich liegen.

Das ist die Kurzfassung. Der Rest des Artikels liefert die Langfassung:

Sondengänger graben in aller Regel nur nach georteten Signalen. Ihre Bodeneingriffe sind daher sehr selektiv; nicht ein großes Loch, sondern viele kleine. Üblicherweise gräbt ein Sondengänger pro Tag ca. 100 Objekte aus, die meisten davon sind Müll. Aus diesem Grund ist das Ausstreuen von Metallschrott auf archäologischen Flächen, im Jargon „salzen“ genannt, auch wenig effektiv. Sondengänger sind sehr schrotttolerant. Und da es sich für die Gegenseite offenbart gelohnt hat zu salzen, muss das Areal ja wohl besonders interessant sein. Dieser Motivationsschub überkompensiert jeden praktisch durchführbaren Salzungseffekt. Ich selber stieß in 7 Jahren nur einmal auf ein gesalzenes Areal.

Ein Sondengang hat somit den Charakter einer Prospektion, nicht einer Grabung. Die Tiefe der Löcher, wichtig für die Diskussion möglicher Befundschäden, korrespondiert direkt mit der Ortungstiefe.

Die Ortungstiefe hängt von zahlreichen Faktoren ab, insbesondere von der Objektgröße und der Frage, ob nur die Präsenz eines Metallobjektes festgestellt werden soll oder auch die Metallart, insbesondere die Unterscheidung Eisen/Nichteisen. Die Unterscheidung der Metallarten nennt man Diskriminierung, Englisch Discrimination. Das Wort hat im deutschen eine negative Bedeutung, die lateinische Wurzel bedeutet jedoch lediglich „unterschiedlich behandeln“. Dieser Betriebsmodus heißt demnach Disc Mode. Der Modus, der alle Metalle gleichermaßen akustisch meldet, keine Metallunterscheidung vornimmt und im Gegenzug besonders tief reicht, heißt dagegen Allmetallmodus oder all metal mode.

Jedes Metallobjekt hat auf der Skala des Detektors einen bestimmten sog. Leitwert, der sich grob an der gleichnamigen physikalischen Größe (Kehrwert des spezifischen Widerstandes) orientiert, aber nicht mit ihr gleichzusetzen ist. Eisen hat sehr niedrige Werte, gute Leiter wie Silber oder Kupfer sehr hohe. Im Diskriminierungsmodus gibt der Benutzer die Leitwerte (=die Metall- oder Objektarten) vor, die zu einem akustischen Signal führen sollen. Der Detektor bestimmt – so das Objekt flach genug liegt – seinen Leitwert und gibt ggf. ein Signal. Man kann den Detektor also so einstellen, dass er bei einer Münze piept, bei einem Nagel jedoch nicht. Liegt der Leitwert außerhalb des interessanten Bereichs, oder liegt das Objekt für eine Leitwertbestimmung zu tief, so erfolgt kein akustisches Signal.

In dicht besiedelten Industrieländern wie Deutschland ist der Diskriminierungsmodus oft unverzichtbar. Der Boden ist mit zahlreichen kleinen Metallobjekten, vor allem aus Eisen, oft geradezu kontaminiert. Dies verwundert Laien meist, da diese Metallstücke im Alltag visuell nicht wahrnehmbar sind. Ein Detektor, der die Fähigkeit zur Diskriminierung nicht hat, bei dem man also nach jedem Metallobjekt graben müsste, ist für die normale Suche daher nicht geeignet. Die Suche macht keinen Spaß, wenn man stundenlang nur kleine Eisenteile ausgräbt und kaum von der Stelle kommt. Auch sehr günstige Geräte verfügen heute über Diskriminierung.

Der günstigste Detektor, den ich einem Einsteiger mit begrenztem Budget - und nur diesen - gerade noch empfehlen würde, kostet als Neugerät ca. 250 Euro (Garrett Ace 250). Grundsätzlich jedoch sollte man am Detektor nicht sparen. Es ist eine einmalige Ausgabe, und die Aufwände für Benzin und vor allem in Form der Zeit werden sehr schnell weitaus gravierender. Ernsthaften Suchern empfehle ich ein Markengerät der 1000 Euro Klasse.

Bei Objekten von Münzgröße funktioniert die Diskriminierung sehr gut. Traditionell sind die meisten Detektorbenutzer Münzsucher, so dass die Hersteller diese Fähigkeit perfektioniert haben. Bei großen, ungleichmäßigen oder auch insbesondere ringförmigen Objekten wird der Leitwert dagegen oft zu hoch angegeben. So werden Eisenringe vom Detektor oft als Nichteisen angezeigt.

Sondengänger mit Allrounddetektor

Die Spitzengeräte unter den Allrounddetektoren (um 1000 Euro) verfügen zusätzlich über den Allmetallmodus, der die mangelnde Fähigkeit zur Diskriminierung durch einer deutlich verbesserten Tiefenleistung ausgleicht. Verglichen mit dem Diskriminierungsmodus liegt sie etwa 20%-50% höher, was in der Welt der Metalldetektoren sehr viel ist. Die Tiefenleistung der Spitzenklasse unter den Allrounddetektoren hat sich in den letzten 20 Jahren nur geringfügig verbessert, auch wenn die Hersteller bei jedem neuen Model genau dies versprechen. Die heutige Tiefenleistung für Münzen wurde annähernd schon vom Fisher 1266 erreicht, der Mitte der 1980er Jahre auf den Markt kam. Die verwendete Technologie, VLF genannt und weiter unten näher erläutert, hat hier offenbar eine prinzipbedingte Grenze erreicht.

Allerdings ist die Ausstattung besser geworden, die Sonderfunktionen, und Zusatzinformationen über das Objekt neben dem Leitwert wurden zunehmend verfügbar. Das Gerät mit dem ich suche, zeigt mir die Tiefe und die Größe in guter Näherung an, sofern sich das Objekt im Ortungsbereich befindet. Es gibt sogar eine Sprachausgabe, so dass man während einsamer Stunden im Wald von einer sanften Frauenstimme darüber informiert wird, dass ein Objekt der Größenkategorie x in y Zoll Tiefe überlaufen wurde. Die Tiefenskala endet bei 12 Zoll, also 30 cm. Auch das gibt einen Hinweis auf die praktisch erreichbare Tiefe.

Soviel als Einführung zu den Allrounddetektoren. Nun zurück zu den Suchtiefen.

Wenn ein Detektor eine Münze im Diskriminierungsmodus in Luft in 20 cm Tiefe ortet, so sind die georteten Münzen in der Realität meist weniger tief. Das hat mehrere Ursachen.
Zum einen muss man die Sonde mit genügend Sicherheitsabstand zum Boden schwenken, damit sie nirgends anstößt, das kann durchaus 5 oder noch mehr cm kosten, je nach Unebenheit des Bodens. Frisch gepflügte Ackerfurchen und „Haxenbrecher“-Wälder mit vielen herumliegenden Ästen sind hier besonders störend.

Weiterhin hängt die Ortungstiefe von der Größe der Fläche ab, die der Gegenstand dem Detektor „zeigt“. Eine hochkant liegende Münze kann also nicht so tief geortet werden wie eine flach liegende.

Weiterhin ortet ein Detektor in Luft tiefer als in Erde. Ob feuchte oder trockene Erde besser ist, ist unter Sondengängern umstritten. Meiner Meinung nach ist die Ortungstiefe umso besser, je weniger leitfähig das umgebende Medium ist, denn dies begünstigt die Ausbreitung elektromagnetischer Felder. Demnach wäre trockene Erde besser. Die Feststellung ließe sich nur mit einem korrekt aufgebauten Experiment treffen. Große praktische Bedeutung hat das Problem jedoch nicht.

Zur maximalen Suchtiefe mit Allrounddetektoren. Ist ein Objekt deutlich größer als ein Hufeisen und wird dazu der Allmetallmodus verwendet, so lassen sich wesentlich größere Ortungstiefen erzielen als die üblichen 20 - 35cm. Ich selber habe im Laufe von 7 Jahren nur etwa 3 oder 4 mal Löcher gegraben, die 1 m tief waren. So ein Loch zu graben ist viel Arbeit, da das Volumen in der dritten Potenz der Tiefe anwächst. Auf deutsch, doppelt so tief heißt 8 x so viel Volumen. Diese Löcher enthielten a) ein Blechschild 50x80 cm mit der Aufschrift „Parken nur für Gäste“, b) ein zusammengedrücktes, leeres Blechfass mit einem halb abgerissenen Etikett, die verbliebene Hälfte trug den Namen des Chemiekonzerns Celamerck, und c) ein Waffenhort aus dem 2. Weltkrieg. Keine Gräber, keine Schwerter, keine Befunde.



Tiefer reichende Detektorarten
Bisher war von Allrounddetektoren vom Typ VLF (Very low frequency) die Rede. Allrounddetektoren, weil diese Detektoren ein Maximum an Suchtiefe in einem Maximum von unterschiedlichen Ortungssituationen erzielen kann. Deswegen dominieren sie den Markt. Es gibt auch andere Detektoren, die u.U. tiefer gehen, jedoch mit solchen Nachteilen behaftet sind, dass sie sich nicht allgemein durchsetzen konnten. Für spezielle Ortungssituationen sind diese Spezialdetektoren vom Typ PI (pulse induction = Pulsinduktion) jedoch sehr gut geeignet.

Auf die technischen Unterschiede will ich hier nicht detailliert eingehen. Es reicht zu sagen, dass VLF Detektoren permanent senden und gleichzeitig empfangen, während der PI Detektor abwechselnd zuerst senden und dann empfangen. Das gestattet weitaus höhere Sendeleistungen, und damit auch eine höhere Ortungstiefe, ist jedoch mit dem Nachteil der nicht vorhandenen oder unzureichenden Diskriminierung verbunden. Daher konnten sich PI Detektoren für die Allroundsuche nicht durchsetzen. PI Detektoren werden nur da eingesetzt, wo jedes ortbare Metallteil ausgegraben werden soll, eine Diskriminierung somit unnötig ist, oder wo eine starke Bodenmineralisierung den Einsatz von VLF Detektoren unmöglich macht. Das ist z.B. der Fall, wenn nach natürlichem Gold gesucht wird, was freilich nicht in Deutschland passiert sondern in den westlichen Staaten der USA und Australiens. So kommt ein führender Hersteller solcher (aber auch von VLF-) Detektoren aus Australien. Eine andere Ortungssituation kommt in Deutschland schon vor und ist auch archäologisch relevant. Gemeint sind Hort- oder Depotfunde.

Bei Hortfunden liegen viele Metallobjekte eng beieinander. Sind die Objekte so interessant, dass man gerne auch viel vergebliche Grabungsmühe auf sich nimmt, z.B. bronzezeitliche Horte oder Münzhorte, so ist das ein typischer Fall für PI Detektoren, sobald man mit dem VLF Allround Detektor alle oberflächennahe Objekte geborgen hat.
Tiefen von 80 cm können dem Vernehmen nach für ein Objekt von der Größe einer Coladose erreicht werden. Hier können Befunde möglicherweise tatsächlich zerstört werden, allerdings ist das, wie bei allen Funden, nur dann praxisrelevant, wenn der Hort ohne den Sondengänger jemals von Archäologen ausgegraben worden wäre, was statistisch extrem unwahrscheinlich ist. Die archäologischen Statistiken für bronzezeitliche Hortfunde in Deutschland beinhalten viele hundert, vielleicht auch über 1000 bronzezeitliche Horte, von denen nur ein paar wenige von Archäologen entdeckt und nach den Regeln der Kunst ausgegraben wurden. (Paradoxerweise lehnen es die Denkmalschutzbehörden trotzdem meist ab, selber einen Hort auszugraben, der ihnen von Sondengänger gemeldet wird. Das hat ideologische Gründe. ) Privatleute sind schlicht sehr viel besser im Auffinden von Horten als Amtsarchäologen, wie auch die Fundsituation in England deutlich zeigt. Siehe auch den Fundbericht des Bronzehortes von Kirchseeon, der auch das o.g. ideologische Problem anspricht.


Sondengänger mit Tiefenortungssonde

Tiefenortungssonden spielen ebenfalls in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle. Technisch gesehen sind das normale VLF Detektoren im Allmetallmodus, die mit einer ungewöhnlich großen Suchspule in einer ungewöhnlichen Bauform gekoppelt sind. Die physikalischen Gesetze der Ortung besagen, dass ein Objekt umso tiefer geortet werden kann, je größer die Suchspule ist. Sie besagen allerdings auch, dass eine größere Suchspule mit einem mühseligeren Schwenken, einer größeren Mindestgröße der Objekte, einer schlechteren Trennung benachbarter Objekte sowie einer gröberen Feinlokalisierung (sog. Pinpointing) verbunden ist. Daher haben übliche Spulen als Kompromiss in der Regel einen Durchmesser von etwa 25-30 cm, aber nicht wesentlich mehr.

Tiefenortungssonden sind sinnvoll, wenn man große Objekte, z.B. einen 20 Liter Kanister, orten will und kleine Objekte, z.B. Nägel, nicht. In dieser Ortungssituation bieten diese Spezialisten gegenüber den Allrounddetektoren große Tiefenvorteile, die umso größer werden, je größer das Objekt ist. Da diese Ortungssituation bei den meisten Suchern selten vorkommt, Tiefenortungssonden keine Diskriminierung haben und die o.g. Nachteile großer Spulen besonders deutlich aufweisen, spielen sie keine große Rolle.



Die Tiefenangaben von Detektorhändlern sind, verglichen mit Praxiswerten, weit überzogen. Diese Personengruppe steht unter dem Druck, wenn sie Tiefenangaben macht, möglichst große Werte angeben zu müssen. Für die Käufer von Metalldetektoren ist die Tiefenleistung von allen quantifizierbaren Angaben die für den Kaufentscheid wichtigste. Zur Ehrenrettung der Händler sei aber gesagt, dass einige ihrer Tiefenangaben zumindest unter Laborbedingungen zutreffen, nur eben nicht in der Praxis. Ernst genommen werden solche Tiefenangaben von erfahrenen Suchern nicht, nur von Neulingen und, natürlich, Amtsarchäologen, die belegen wollen, das Metalldetektoren doch erheblich tiefer reichen als die Sondengänger immer behaupten.

Dazu ein konkretes Beispiel. Der deutsche Importeur meines Metalldetektors wirbt mit einer Tiefenangabe von sage und schreibe 45 cm für eine Münze. Ich suche nun seit 7 Jahren mit dem Gerät und habe noch nie eine Münze gefunden, die tiefer als ca. 20 cm lag. Dieser scheinbare Widerspruch ergibt sich aus dem Unterschied zwischen Laborbedingungen und realen Bedingungen.

Es stimmt, dass auch mein Gerät im Modus mit der größten Tiefenleistung, dem Allmetallmodus, eine wahrnehmbare Lautstärkeerhöhung produziert, wenn man, auf dem Sofa sitzend, eine sehr große Münze wie ein 5 Mark Stück in etwa 45 cm Entfernung parallel zur Suchspule vorbeiführt. Diese minimale Lautstärkeänderung würde mich jedoch während der praktischen Suche im Feld nie und nimmer zum Graben veranlassen. Täte ich dies, würde ich zu viel Metallunrat ausgraben.
Im Allmetallmodus sind geringfügige Lautstärkeänderungen bei jedem Schwenk der Sonde üblich. Die allgegenwärtigen Kleinteile aus Eisen im Boden, aber auch schon Metallteile in den Stiefeln können so etwas schon bewirken. Bei der Suche im Allmetallmodus ist der Sucher von einem leisen „Hintergrundgezwitscher“ des Detektors umgeben, das er ignoriert.
In der Praxis wird man Ortungen erst dann ernst nehmen, wenn entweder die Lautstärke deutlich anschwillt oder aber sogar ein Leitwert bestimmt werden kann. Ich selber grabe nach mehr Ortungen als die meisten Sucher und ich grabe durchaus Eisenobjekte aus, 90% meiner Funde sind aus Eisen. Dies tue ich aber erst, wenn sie eine Mindestgröße haben, die zwischen einer Münze und einer Coladose liegt. Ein Objekt in Münzgröße grabe ich nur aus, wenn eine Leitwertbestimmung ergibt, dass es aus Nichteisen ist. Und das geht erst, wenn es flach genug für eine Leitwertbestimmung liegt, also etwa 20cm.




(C) Thorsten Straub, www.sondengaenger-deutschland.de