Journalisten und Sondengänger

Die meisten Berichte in den Medien sind geradezu grotesk einseitig. Der Wunsch des Journalisten nach einer spektakulären Story geht mit dem Bestreben der Amtsarchäologen, Sondengänger pauschal in einem möglichst finsteren Licht erscheinen zu lassen, eine unheilige Allianz ein. So entstehen dramatisch-negative Darstellungen der Sondengänger, die mit dem Suchalltag von 99% aller Sondengänger nichts gemein haben. Tatsächlich ist ein Suchtag, von den berühmten Ausnahmen abgesehen, sehr unspektakulär. Natürlich ist „Mann geht in den Wald und findet nur Schrott“ keine Story, obwohl es eine gute Näherung der allermeisten Suchtage der allermeisten Sucher ist.

Nun sagen Journalisten, darauf angesprochen, dass es ihnen viel leichter fällt, Informationen von den Amtsarchäologen zu bekommen als von den Sondengängern selbst. Das stimmt sicher. Als Informationsquellen bieten sich die Sondengängerorganisationen oder auch diese Website an.

Teilweise sind die Journalisten aber auch etwas ungeschickt vorgegangen, wenn es um die Kontaktanbahnung mit deutschen Sondengängern in deren Internetforen ging. Es gab in den letzten Jahren mindestens zwei derartige Versuche. In keinem Fall identifizierte sich der Journalist. Wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat und dass der auch schon seriöse Artikel geschrieben hat, so ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit weitaus größer. Sondengänger haben nämlich die Erfahrung gemacht, dass Journalisten ausschließlich an Sensationen und Skandale interessiert sind und deshalb die Dinge verzerrt darstellen.

Der erste Kontaktversuch fand in dem Anfang 2005 geschlossenen Forum „Heimdalls Hallen“ oder kurz „Heimdall“ statt. Ich glaube es war 2002. Damals war Heimdall das wichtigste deutsche Sondengängerforum. Der Journalist nannte wie gesagt seinen Namen nicht. Es ist nur eine sehr, sehr vage persönliche Vermutung von mir, aber es könnte sich um Axel Hacke gehandelt haben, der in der Zeitschrift „Mare“ Nummer 36, Februar/März 2003 mit dem Schwerpunktthema „Schatzsuche“ einen – übrigens sehr schönen - Artikel mit dem Titel „Ich bin mein eigener Held“ schrieb. Wenn er es war und wenn er damals seinen Namen genannt hätte, wäre die Reaktion wohl nicht so reserviert ausgefallen. Herr Hacke schrieb in dem besagten Artikel ein wenig verschnupft „Im Internet findet man Ratgeber für Hobbyschatzsucher, in denen das Thema auf der Ebene von Dackelzucht oder Schrebergärtnerei abgehandelt wird, mit gleichem Ernst und tiefer Hingabe und in der Sprache der Vereinsmeier“. Ja, das könnte er gewesen sein.

Kontaktversuch Nr. 2 kam von einem Nachwuchsjournalist oder –journalistin, die/der über irgendwas eine Reportage schreiben sollte. Klang irgendwie nicht sehr motiviert.

Ich persönlich erhielt mal einen Anruf eines wildfremden Menschen, der sich nicht vorstellte, sondern gleich fragte „Was können Sie mir zum Thema Sondengänger sagen?“ woraufhin ich dachte „Wie kommt der auf die Idee, dass ich ihm irgendwas darüber erzählen will?“ und antwortete „Ähem, in welcher Eigenschaft rufen Sie an?“. Wie sich herausstellte war er Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und hatte Internetbeiträge von mir gelesen. Der war aber nur an Schatzsucher-plündern-Denkmäler-aus-und-verhökern-die-Beute-bei-Ebay interessiert. Da ich noch nie einen Fund verkauft hatte, und auch keinen solchen Sucher kannte, war ich offenbar nicht der richtige Informant. Mit Fundkartierungen und dem Lösen von Geschichtsrätseln brauchte ich dem nicht kommen. Er hat wohl auch noch andere aus der Szene kontaktiert.

Zusammenfassend sind Sondengänger im gegenwärtigen Klima eher wenig daran interessiert, sich durch Interviews oder auf andere Art öffentlich zu machen. Bessere Aussichten auf Auskünfte haben Journalisten bei Sondengängervereinigungen .






Nachtrag 20.1.09

Wenn Sie vorteilhaft mit Schatzsuchern umgehen wollen, so beachten Sie unbedingt auch das Kapitel "Gebrauchsanweisung für Schatzsucher" im Artikel "Schatzsucher".

(C) Thorsten Straub, www.sondengaenger-deutschland.de